Von Markus Elsner
Montmartre in Hessen: Vom 8. Juni an zeigt das Frankfurter Städel-Museum Werke von Vincent van Gogh und prominenten Künstlerfreunden aus deren gemeinsamer Zeit in Paris. Die zwei Millionen Mark teure Ausstellung über den von van Gogh »Petit Boulevard« genannten Kreis vereint 14 Werke van Goghs und knapp 50 von anderen Malern des »Petit Boulevard«. Der Gesamtwert der Bilder ist kaum schätzbar. Das Ausleihen und der Transport nach Frankfurt - einzige europäische Station - hat die Organisatoren »eine Menge Kraft gekostet«.
Über 200.000 Besucher in den USA
Die Dokumentation der damaligen Avantgarde in Paris war zuvor im Saint Louis Art Museum (USA) zu sehen und zählte dort bereits 225.000 Besucher. Städel-Chef Herbert Beck rechnet bis zum 2. September ebenfalls mit einem Riesenandrang. Angesichts der Künstlerliste keine unrealistische Erwartung: Neben van Gogh sind Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin, Georges Seurat, Camille und Lucien Pissarro, Paul Signac, Emile Bernard, Louis Anquetin und Charles Angrand vertreten.
Van Goghs Zeit in Paris
Nach einem Aufenthalt in Antwerpen war van Gogh 1886 seiner Neugier auf die französische Metropole gefolgt. Dort fand er eine pulsierende Kunstszene vor, die sich damals von den etablierten Impressionisten, den »Malern des Grand Boulevards«, absetzen wollte.Van Gogh schloss sich dem Kreis an, der eine neue Avantgarde darstellen wollte. Er bezog bei seinem Bruder Theo Quartier im ärmlichen, aber lebhaften Montmartre. Es war eine Welt der Künstler, Arbeiter, Tänzerinnen, Bardamen und Kurtisanen.
Schummrige Varieté-Szenen, Flanieren auf den Boulevards
Die »Maler des Petit Boulevard« suchten nach neuen Ausdrucksformen - mit kräftigen Farben und einer klaren Formensprache. Schummrig beleuchtete Varieté-Szenen, dicht gedrängtes Flanieren auf den Boulevards, farbintensive Porträts und Stadtlandschaften bestimmen die Bilder jener Zeit. Die Ausstellung zeigt, wie unter anderem van Gogh und der mit ihm eng befreundete Signac nicht nur das rauschende Lebensgefühl der Stadt, sondern auch das der umliegenden Natur einfingen. Hinzu kommen einige japanische Farbholzschnitte, die damals wegen ihrer bunten Farben und der ungewöhnlichen Raumkonzepte bei den Künstlern sehr beliebt waren.
Ein Katalog zur Ausstellung (49,90 Mark) ist im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern erschienen.
»Vincent van Gogh und die Maler des Petit Boulevard«
Städel-Museum Frankfurt
8. Juni bis 2. September 2001