Im Jahr 1918 konnte der 17-jährige Milton lediglich seine Augen etwas zur Seite rollen, hinauf- und hinabblinzeln, der Rest seines Körpers war durch Kinderlähmung bewegungsunfähig geworden. Doch der Junge nutzte die Kraft seines Willens: Stundenlang starrte er auf seine Hand und versuchte sich vorzustellen, wie diese in naher Zukunft eine Heugabel umklammern würde, wie die Finger sich krümmen, wie er zupacken würde. Elf Monate später konnte Milton bereits seine Krücken greifen und an ihnen gehen.
Der Junge in dieser Geschichte ist Milton Erickson, der die Hypnotherapie revolutionierte und sich in jungen Jahren mittels Gedankentrance aus seinem Leid hinausarbeitete. Auch später im Leben litt der im Rollstuhl sitzende Erickson an Schmerzen, die er durch Selbsthypnose therapierte. Seine eigene Krankheit wurde ihm zum Motor für Experimente mit menschlichen Selbstheilungskräften. Genau wie er es bei sich erlebt hatte, wollte er in seinen Patienten Heilung aktivieren. Er war überzeugt, dass durch Vorstellungskraft viel Besserung möglich sei. Heute setzen Hochleistungssportler vieles davon um – beispielsweise schließen sie sekundenlang auf der Sprungschanze die Augen und fokussieren ein Zielbild, bevor sie elegant wie ein Adler durch die Luft schweben, um fest auf der Piste aufzusetzen.