Der Satz ist unerhört. Man mag ihn gar nicht wiederholen. Marke megamies. Minderjährige sollten jetzt nicht weiterlesen. Auch Erwachsene nicht, die gerade nervlich nur halb auf der Höhe sind. Zum Beispiel, weil ihr Fikus wieder mal alle seine Blätter abwirft, jede Stunde eins. Das zehrt. Also Achtung, es geht los. Varisa sagte zu Laura: "Du hast einen fetten Bauch."
Bei Laura gingen in dem Moment natürlich alle Lichter aus. Sie brauchte psychologische Hilfe. Doch an wen sollte sich die Nürnbergerin wenden? Wolfgang Joop war weit weg. Der ließ sich in Potsdam die Augen richten. Heidi Klum war auch nicht da. Die stellte in Neuseeland ihre neue Unterwäsche-Kollektion vor. Kristian Schuller vielleicht? Gott behüte. Guter Fotograf, lebt aber in seiner eigenen Geschlossenen. Blieb nur noch Thomas Hajo.
Mobbingattacken von Varisa?
Der Mann mit der Mütze stand knöcheltief im Schlamm, als Laura ihn um ein Vier-Augen-Gespräch bat. Schuller hatte ein fußballfeldgroßes Areal im Hinterland von Los Angeles unter Wasser gesetzt. Anders ist dieser verdammten Dürre ja nicht beizukommen. Während also die letzten Wasserressourcen Kaliforniens durch den dicken Schlauch von Schuller liefen und von dort im Boden versickerten, kratzte sich Hajo am Kopf. Er konnte kaum glauben, was ihm Laura da erzählte. Von Mobbingattacken durch Varisa, das 1,85-Meter-Trumm aus Tirol, war die Rede, nächtlichen Rumschreiereien und "Ich-hau-dir-auf-die-Fresse"-Drohungen. "Sie spielt mit unserer Psyche", schluchzte die blonde Cinderella. Hajo versprach, sich der Sache anzunehmen und schritt eilig davon. In dem feuchten Gelände holte man sich ja noch den Tod.
Hajo greift zum Stützpfeiler
Zumal hoher Besuch da war. Toni Garrn, das deutsche Topmodel, gab sich die Ehre. Hajo stellte sie als "sehr, sehr gute Freundin" vor. Alle so: aha. Und: wow. Und: unser großes Vorbild. Das Übliche. Ein bisschen wurde sogar gekreischt, was allerdings mehr damit zu tun hatte, dass eine Böe – die ausnahmsweise nicht aus der Windmaschine vom irren Schuller kam – das Teamzelt fast zum Einsturz gebracht hätte. Hajo packte sich geistesgegenwärtig den entscheidenden Stützpfeiler. Der Typ ist einfach der geborene Cowboy.
Garrn jedenfalls versorgte die Kandidatinnen beim "American-Football-Shooting" mit allerhand Tipps. Darunter waren so erstaunliche Sachen wie: "Stellt euch jetzt vor, es ist ein echtes Szenario." Oder: "Vergesst die Kamera." Die positiven Effekte des Profi-Coachings waren sofort sichtbar. Besonders bei Jüli. Die guckte in dem allgemeinen Schlammgewühle so, als würde ihr gerade eine komplette Footballmannschaft auf dem Hühnerauge herumtanzen. Und Varisa grinste auf 19 von 20 Fotos völlig grenzdebil, was, wie sie danach zu Protokoll gab, mit der Aufregung um ihre Person zusammenhing. Interessante Logik.
Vom Bungeeseil in den Schlüpper
Für fünf der Nachwuchsmodels kam es im Anschluss noch dicker: Sie mussten die Unterwäsche von Heidi Klum tragen. Also erst mit der Limousine zum Flughafen brettern, von dort mit dem Flieger 14 Stunden nach Neuseeland jetten, sich gleich nach der Ankunft - warum auch immer - an einem Bungeeseil 192 Meter von einem Wolkenkratzer in die Tiefe stürzen – und dann rein in die Schlüpper.
Die Klum war mächtig stolz auf ihre Kollektion, was allerdings keine ästhetischen Gründe haben konnte. Denn die Unterbuxen sahen so richtig billig aus. Wie Wühltischware bei Primark. Oder die Berufsbekleidung von Erotikfachangestellten im ländlichen Bereich. Als sich die bedauernswerten Unterwäsche-Darstellerinnen endlich aus ihrem Polyester-Fummel geschält hatten, war der Spuk immer noch nicht vorbei. Sie sollten sich doch bitte bei den Slips bedienen, verfügte die Klum. Und verschärfte kurzerhand ihr Dekret, als die Resonanz nicht so überragend war: "Aber nicht nur ein Teil!"
Joop und Hajo haben das große Latinum
Blieb noch die leidige Causa Laura vs. Varisa. Es stand Aussage gegen Aussage. Wer sagte die Wahrheit? Wer log? Thomas Hajo favorisierte das bewährte Modell "in dubio reo", was bei der Jurypräsidentin eine intensive Gehirntätigkeit in Gang setzte. Hajo hat das große Latinum. Die Klum hatte vielleicht mal einen kleinen Latino. Glücklicherweise war in der Zwischenzeit Wolfgang Joop wieder in L.A. eingetroffen, scharfsichtiger denn je. Auch ein alter Lateiner. Er entlarvte Laura als Geschichtenerzählerin. Verklausuliert ließ er durchblicken: Die hat nicht alle Tassen im Schrank. Womit er wahrscheinlich wie immer goldrichtig lag.
Gehen musste – neben Sandy – aber trotzdem Varisa. Das war nicht weiter schlimm. Auch Lauras Tage sind gezählt. Ganz im Gegensatz zu Darya, der momentan heißesten Anwärterin auf die Krone. Ihre ganz spezielle Erfolgsformel: "Ich muss auf meinen Arsch schauen, den ich rette."