"White Tiger" "Hast du ein Seil?", fragt er den Jungen. Dann sieht er zu, wie er stirbt

Er nannte sich "White Tiger": Ein Hamburger soll Kinder im Internet missbraucht und in den Suizid getrieben haben. Was über die Ermittlungen und den mutmaßlichen Täter bekannt ist.
Manipulation, Erpressung, sexueller Mißbrauch: Der Fall White Tiger
Dunkle Abgründe: Im Jahr 2021 wurde der Verdächtige, White Tiger führte, von der Polizei vorgeladen. Er kam mit seiner Mutter (Symbolbild)
© Yuliya Taba / Getty Images

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel enthält Beschreibungen schwerster, teils sexualisierter Gewalt – auch an Kindern. 

Die Straße, in der er wohnte, liegt in Hamburg-Marienthal. Hier gibt es stattliche Eigenheime hinter hohen Hecken und üppig bemessene Carports. Die Kinder schickt man aufs Gymnasium und in den Hockeyverein. Eine kleine, aber feine Welt gediegenen, hanseatischen Wohlstands.  

Mitten in dieser Welt vermuten die Ermittler von Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt Hamburg Abgründe. Abgründe an menschlicher Verrohung, an Mitleidlosigkeit und krimineller Energie. Hier, auf einem großzügigen Anwesen mit zwei Villen, schneeweiß-elegant und modern, nahmen sie einen Mann fest, der sich im Internet "White Tiger" nannte: Shahriar J., 20 Jahre alt, Deutsch-Iraner. Er soll ganz oben im linken der beiden Häuser gewohnt haben, in den Etagen darunter seine Eltern, sein älterer Bruder und dessen Frau. Sein Vater soll es durch den Handel mit Medizintechnik zu beträchtlichem Wohlstand gebracht haben.

SEK holt "White Tiger" mitten in der Nacht aus dem Bett  

Fast zwei Jahre lang hatten die Beamten "White Tiger" und seine Aktivitäten im Netz durchleuchtet. Bereits im September 2023 erschienen sie zur Hausdurchsuchung, beschlagnahmten Datenträger und führten eine "Gefährderansprache" durch: Wir haben Dich auf dem Schirm.

Fast zwei Jahre später, in der Nacht zu Dienstag, schlugen sie zu. Um drei Uhr nachts soll ein Sondereinsatzkommando den Beschuldigten Shahriar J. aus dem Bett geholt haben.