Rias-Bericht Meldestelle zählt so viele antisemitische Vorfälle wie niemals zuvor

Antisemitismus: Ein durchgestrichener Davidstern und ein Hakenkreuz sind an ein Denkmal gesprüht (Symbolbild)
Die Judenfeindlichkeit in Deutschland nimmt zu. Insbesondere seit dem Hamas-Angriff auf Israel häufen sich antisemitische Straftaten (Symbolbild).
© Daniel Reinhardt / DPA
Antisemitismus ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Laut des Bundesverbands Rias war im vergangenen Jahr eine Zunahme der Vorfälle um 83 Prozent zu verzeichnen – so viele Angriffe und Anfeindungen wie niemals zuvor.

Der Bundesverband Rias hat im vergangenen Jahr 4782 antisemitische Vorfälle dokumentiert – fast 83 Prozent mehr als 2022 und so viele wie nie zuvor. Hintergrund ist ein sprunghafter Anstieg solcher Angriffe und Anfeindungen gegen Juden in Deutschland seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Allein 2787 Vorfälle geschahen von da an bis zum Jahresende, wie aus dem Jahresbericht des Bundesverbands hervorgeht.

Die Selbstverständlichkeit, dass Grundrechte auch für Jüdinnen und Juden gelten, sei bedroht, warnte Rias-Geschäftsführer Benjamin Steinitz am Dienstag. "In allen Lebensbereichen werden Jüdinnen und Juden angefeindet, bedroht und angegriffen. Ein offenes jüdisches Leben ist seit dem 7. Oktober noch weniger möglich als zuvor." Der Normalisierung von Antisemitismus müsse Einhalt geboten werden.

Rias-Bericht: Antisemitismus und Gewalt häufen sich seit dem Hamas-Überfall

Der Bundesverband Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus unterhält ein Netzwerk von Meldestellen in elf Bundesländern, bei denen Betroffene oder Zeugen solche Vorfälle dokumentieren lassen können. Es geht dabei um Angriffe und Bedrohung, aber auch um Pöbeleien oder Anfeindungen, die nicht immer strafrechtlich verfolgt werden. Die Zahlen unterscheiden sich also von der offiziellen Kriminalitätsstatistik.

Antisemitismus: "Die Bedrohung existiert leise, manchmal wird sie sehr laut – so wie jetzt"
Im zweiten Teil der Videoserie erzählen drei Juden und Jüdinnen, wie sie der Angriff der Hamas vor drei Wochen geprägt hat und mit wie viel Antisemitismus sie bereits konfrontiert wurden.
Antisemitismus in Deutschland: "Die Bedrohung existiert leise, manchmal wird sie sehr laut – so wie jetzt"

Gegen Jahresende hätten sich gewalttätige Vorfälle gehäuft, berichtete Rias. Rund zwei Drittel aller Fälle von extremer Gewalt, von Angriffen und Bedrohungen hätten sich nach dem 7. Oktober ereignet. Rias erwähnt den versuchten Brandanschlag zweier Unbekannter auf eine Berliner Synagoge Mitte Oktober 2023 sowie zwei Brandanschläge auf das Haus einer jüdischen Familie im Ruhrgebiet wenige Tage später. Zugenommen hätten zudem Vernichtungsdrohungen gegen jüdische Institutionen und Personen.

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pgo