Berliner Erzbischof Woelki Auf der Suche nach dem richtigen Ton

Vom katholischen Köln in die angeblich gottferne Hauptstadt: Berlins neuer Oberhirte Rainer Maria Woelki sucht noch nach dem richtigen Ton. Am Dienstag stand er in Berlin erstmals Rede und Antwort.

Ob das Verhältnis zur Schöpfung und Homosexualität, zu Zölibat, Ökumene und Wirtschaftsordnung: Fast zwei Stunden lang stand der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Dienstag Hauptstadt-Journalisten Rede und Antwort zu zentralen Kirchenfragen. In der vollbesetzten Katholischen Akademie blieb der Oberhirte keine Antwort schuldig. Manche Auskunft hörte sich allerdings an wie eine diplomatische Formel.

Drei Tage nach seiner Berufung war der 54-jährige Kölner Weihbischof in Berlin eingeflogen, begleitet von großer Medienaufmerksamkeit. Dabei gilt das Bistum Berlin mit rund 390 000 Katholiken als katholisches Entwicklungsland. Aufsehen erregt hatten aber angebliche Äußerungen Woelkis zur Homosexualität sowie seine Promotion an der vom Opus Dei Opus Dei geleiteten römischen Universität Santa Croce. Der Laien- und Priesterorden strengsten Gehorsams löst als angeblicher Geheimbund stets ein gewisses Schaudern aus.

Woelki war hörbar bemüht, den richtigen Ton zu treffen in einer Stadt, in der Katholiken mit neun Prozent eine Minderheit sind. Aber keine Minderheit unter Artenschutz, wie Woelki betonte, denn nur ein einziger Katholik reiche aus, um auch der bunten Metropole seinen Stempel aufzudrücken. "Es gibt nirgendwo eine gottlose Stadt", zitierte er aus dem Evangelium.

Ob zu seiner Haltung gegenüber Schwulen und Lesben, dem Verhältnis zur evangelischen Kirche und den Muslimen, zur Rolle der Frauen oder zu seinem Mentor, dem konservativen Kölner Kardinal Joachim Meisner: Hinter seinen kreisrunden Brillengläsern blieb Woelki bei seinem ersten Berliner Auftritt weitgehend ein entspannter "kölsche Jung". Doch immer wieder musste er auch Schutz im geschriebenen Wort suchen.

Ja, der Katechismus spreche von "geordneten Verhältnissen" in Sexualfragen, er wolle aber Menschen nicht nach seiner Orientierung bewerten, sagte er. So musste er auch eine Frage zu seinem künftigen Verhältnis zu Klaus Wowereit beantworten. Auch dem Regierenden SPD-Bürgermeister, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt ("Und das ist auch gut so") - auch ihm strecke er die Hand aus.

Kein Politiker, sondern ein "ganz normaler" Seelsorger - so möchte der neue Oberhirte am liebsten gesehen werden. Sinn und Halt geben - das sieht Woelki als seine Aufgabe an.

Am Ende bemühte der Fan vom 1. FC Köln doch noch eine Fußballmetapher, um seine künftige Position an der Bistumsspitze ab dem 27. August zu beschreiben. Er sei immer ein Fan von Wolfgang Overath und Günter Netzer gewesen und habe selber gerne die "Nummer zehn" sein wollen: "Einer, der vorne angreift, aber sich auf die Verteidigung verlassen kann."

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Esteban Engel, DPA