Umstrittener Podcast Eltern über "Hoss und Hopf": "Diese Parolen sind wie ein Virus"

Der Podcast "Hoss & Hopf" hat hunderttausende Zuhörer – darunter auch viele junge Leute. Wie sollen Eltern damit umgehen, wenn das eigene Kind rechts-libertäre Ansichten äußert? (Symbolbild)     
Der Podcast "Hoss & Hopf" hat hunderttausende Zuhörer – darunter auch viele junge Leute. Wie sollen Eltern damit umgehen, wenn das eigene Kind rechts-libertäre Ansichten äußert? (Symbolbild)

 
© Dimaberlin / Imago Images
Der Podcast "Hoss & Hopf" steht wegen seiner teils einseitigen und reißerischen Äußerungen in der Kritik. Über Tiktok erreichen die Thesen auch ein sehr junges Publikum. Hier berichten eine Mutter und ein Vater darüber.

Wie geht man damit um, wenn das eigene Kind plötzlich AfD-Parolen von sich gibt? Vor einigen Wochen schrieb eine Autorin des stern darüber, dass ihr Sohn plötzlich populistische Thesen vertrat. Aufgeschnappt hatte er sie aus dem Podcast "Hoss & Hopf". Der stern hat mit weiteren Eltern gesprochen, die Ähnliches berichten.

Johannes B.*:

Unser Sohn ist zwölf Jahre alt und plötzlich kamen unsere Gespräche wie aus dem Nichts auf Themen wie Renten- und Steuerpolitik. Er erklärte, dass Deutschland Milliarden an Steuergeldern verschwende, weil sie ins Ausland flössen. Eigentlich finde ich es toll, dass er sich schon in diesem Alter für politische Themen interessiert. Aber ich habe schnell gemerkt, dass die Ansichten, die er äußerte, nicht seine sind – allein schon vom Wortlaut. Mit welchen Kindern seines Alters soll er sich bitte über diese Themen unterhalten haben?

Ich wusste, dass TikTok für ihn eine Informationsquelle ist – und dort eben auch Kurzvideos aus dem Podcast "Hoss & Hopf". Dann habe ich in seinem Spotify-Account gesehen, dass er einige Folgen des Podcasts gehört hat, die genau diese Themen behandelten. Wir haben dann einige Minuten einer Folge gemeinsam gehört und mir war schnell klar, wie einseitig und reißerisch die beiden über Themen sprechen. Anschließend unterhielten wir uns darüber, dass man zur Bildung einer eigenen Meinung mehrere, unterschiedliche Informationsquellen heranziehen muss und dass man Aussagen hinterfragen muss.

Was hängen bleibt, sind diese verkürzten, populistischen Parolen"

Das Problem ist, dass diese kurzen Botschaften ja der Komplexität vieler Dinge nicht gerecht werden. Wenn mein Sohn sagt: "Die Politiker haben versprochen, die Steuern zu senken – und jetzt verteilen sie stattdessen Geld im Ausland" – wo soll ich da ausholen, um ihm begreiflich zu machen, dass Politik oftmals nicht so einfach ist? Kinder haben nunmal eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne – und dann schnell keine Lust mehr, über ein Thema zu sprechen. 

Die passenden Argumente in dieser kurzen Spanne parat zu haben, ist wahnsinnig schwer. Was hängen bleibt, sind dann eben doch diese verkürzten, populistischen Parolen, wie beispielsweise die von "Hoss & Hopf". Mit zwölf Jahren fangen Kinder ja erst an, sich in der Welt zurecht zu finden und sich zu politisieren. Und insbesondere durch TikTok stoßen diese populistischen Inhalte in die Kinderzimmer.

Für mich sind diese insbesondere über die sozialen Medien verbreiteten Parolen wie ein Virus, der früh an die Rezeptoren der Kinder andockt, noch bevor wir als Eltern ihnen ein differenzierteres Weltbild vermitteln können. Und ähnlich sieht es in der Schule aus. Im kommenden Schuljahr steht bei meinem Sohn Medienkompetenz auf dem Lehrplan – doch das kommt dann ein Jahr zu spät. Man kann solche Podcasts ja nicht verbieten, aber die Kinder müssen sie einschätzen können, wenn sie damit in Berührung kommen.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Nadja A.*:

Mein Sohn ist 20 und weiß, dass ich gerne Podcasts höre. Er sprach mich in der vergangenen Woche darauf an, dass ich mir "Hoss & Hopf" unbedingt anhören solle. Der Podcast sei total informativ – zuletzt hätten die beiden Hosts darüber gesprochen, wie die deutsche Regierung die Steuergelder in der Welt für vollkommen schwachsinnige Projekte verschwende. So wie "Hoss & Hopf" es beschreiben, sei das alles ganz logisch.

Allein die Beschreibung hat mich schon skeptisch gemacht, aber ich habe mal reingehört – und war ziemlich schnell entsetzt. Die tendenziöse Herangehensweise der beiden an Themen und das System, mit dem sie die Follower ihren Content verbreiten lassen, zeigten mir schon, dass sie unseriös sind.

Mein Sohn würde nie eine ganze Folge hören"

Das Problem daran ist: Mein Sohn würde niemals eine ganze Folge eines Podcasts hören. Er hatte mir "Hoss & Hopf" empfohlen, weil er kurze Clips von ihnen auf TikTok gesehen hatte. Wie viele hatte er sich seine Meinung nur über diese Videos gebildet, die nur ein paar Sekunden laufen.  

Um ihm begreiflich zu machen, was hinter diesen Aussagen steht, habe ich ihm einen Ausschnitt von knapp drei Minuten vorbereitet, in dem die beiden über ihr "Gewinnspiel" sprechen und darüber, dass "die Medien" angeblich die Wahrheit verdrehen und nur "Hoss & Hopf" die wahren investigativen Journalisten seien, die sich Dinge wirklich von allen Seiten anschauen und recherchieren.

Es schwang allein in diesen Ausschnitten so viel zwischen den Zeilen mit, dass auch mein Sohn danach meinte: "Ok, ich glaube, ich habe etwas überreagiert mit meiner Begeisterung." Mit dieser kurzen Darstellungsform habe ich ihn erreicht. 

*Hinweis: Die Eltern haben um Anonymisierung gebeten. Ihre echten Namen sind der Redaktion bekannt.