Erstklässler in aller Welt Ihr erster Schultag

Schule ist immer noch Luxus in vielen Teilen dieser Welt. Nicht wenige Kinder nehmen täglich einen stundenlangen Weg in Kauf, um Unterricht zu bekommen. Der stern hat den ersten Schultag von Erstklässlern in 21 Ländern dokumentiert.

Es ist es nicht einfach, zur Schule zu gehen, jedenfalls für die Zwillinge Daniel und Daniela de Jesus, 7, aus Brasilien. Mehr als eine Stunde sind sie jeden Morgen unterwegs, laufen erst durch den Dschungel, über Trampelpfade und durch Pfützen und warten dann auf den Bus, der sie zu der Regina Miranda State School bei Sao Paulo bringt. 45 Minuten dauert die Fahrt im überfüllten Überlandbus. Die Schule in der Nachbarschaft wurde aus Geldmangel geschlossen. Geldmangel, das Wort kennen die Kinder schon, es ist der Grund für alles. Aus Geldmangel teilen sie sich mit ihrer Mutter und neun Geschwistern ein Haus mit einem Zimmer, aus Geldmangel gibt es jeden Tag Reis und Bohnen. Und aus Geldmangel ist die Klasse überfüllt, sind die Bänke alt und wackeln die Stühle.

Schule ist immer noch Luxus in vielen Teilen dieser Welt. Dabei kann Bildung so viel bewirken: Wer nur wenige Jahre eine Schule besucht, wird weniger häufig Opfer von Kinderarbeit, Ausbeutung, Menschenhandel. Wer schreiben und lesen kann, schützt sich besser vor Aids und Malaria, gebildete Frauen sterben seltener bei der Geburt und kümmern sich besser um die Gesundheit ihrer Kindheit. Weltweit besuchen immer noch 77 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schule. Doch 140 Millionen werden weltweit allein in diesem Jahr eingeschult, 86 Prozent eines Jahrgangs. Tendenz: steigend.

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Fotografen von stern und stern.de haben ein Jahr lang Erstklässler rund um den Globus begleitet. Sie waren dabei, als Munkhbayasgalan aus der Mongolei zum ersten Mal von dem Nomadenzelt ihrer Eltern durch die Steppe zur Schule ritt, als Veronica Huaman,3, im Andendorf Huilloc auf 4000 Meter Höhe zum ersten Mal zum Unterricht ging und als Tunaune, 6, in ihr Internat in der namibischen Namib-Wüste eingeschult wurde. Fotografen waren auch in Indien, China, Papua-Neuguinea, Südafrika und in der Schule Nummer 1 im russischen Beslan, in der über 300 Kinder, Eltern und Lehrer 2004 bei einem Geiseldrama ums Leben gekommen waren. Eine einzigartige Fotostrecke entstand, ein Blick auf Kinderalltag in 21 Ländern.

Das größte Fest feierte Inunnguaq Ostermann, 6, aus Ilulissat, Grönland: Die Tradition stammt noch aus Zeiten, als viele Kleinkinder an Krankheiten starben. Wer bis zum Schulalter überlebt, ist stark genug für die harten Winter, hieß es. Den längsten Schulweg hat Lobsang Lama, 6, aus Nepal: Eineinhalb Stunden braucht er für den Abstieg ins Tal im Himalaya, zweieinhalb Stunden für Aufstieg zurück ins Dorf. In die kleinste Klasse geht Merle Nour Dell Missier aus Deutschland: In ihrer Schule auf der Insel Hallig Hooge werden insgesamt nur sechs Kinder unterrichtet.

Es unterscheiden sich die Lieblingsessen, Spielzeuge und die Klassenzimmer der Kinder. Tunaune aus Namibia fürchtet sich vor Elefanten, Veronica aus Peru vor Würmern. Apeir aus Palästina hat Angst vor Hunden und Israelis, Zou Ben Qi aus Peking nur vor seinem Vater. Ihre Wünsche aber ähneln sich. Sie wünschen sich Fahrräder, Barbiepuppen und manche möchten später Arzt werden. Und viele von ihnen sagen: "Ich möchte gerne zur Schule gehen."