Kaum wurde die Steueraffäre um Alice Schwarzer publik - schon ergießen sich Häme und Spott über die "Emma"-Gründerin. Ganz vorn in der Reihe der prominenten Ankläger: Psycho-Talker Jürgen Domian und Wetterexperte Jörg Kachelmann. Letzterer tritt per Twitter mit Genuss auf die Feministin ein. Wenig subtil verleiht er seit Sonntag seiner Schadenfreude Ausdruck: "Aber woher hatte #Schwarzer diese Millionen?" fragt er. "Provision für jede Abtreibung?" Und an anderer Stelle: "Ja, tut mir leid, dass ich nicht toll und souverän genug bin, mir die klammheimliche Freude zu verkneifen. Mist."
Kachelmann und Schwarzer wären wohl nie die engsten Freunde geworden, doch seit seiner Gerichtsverhandlung vor drei Jahren scheint sich beim Wettermann besonders viel Wut angestaut zu haben. Kachelmann war wegen des Verdachts der Vergewaltigung angeklagt, und ausgerechnet Schwarzer hatte - ausgerechnet für die "Bild" - eben so über den Prozess berichtet, wie zu erwarten war, dass Schwarzer über einen Vergewaltigungsprozess berichtet. Kachelmann war freigesprochen worden. Und es scheint, als wittere er nun die Chance auf Revanche: "Leute, die mit Steuerkriminalität zu tun haben, werden ja oft rückfällig. Ich hoffe, das Gericht wird mich akkreditieren bei #Schwarzer", schreibt er.
Domian: "Vielleicht sollte ich auch Selbstanzeige erstatten"
Nicht ganz so persönlich, aber ebenso deutlich wurde Fernsehmoderator Jürgen Domian auf seiner Facebook-Seite. "Lustig" finde er die Begründung Schwarzers, dass sie wegen der Hatz in Deutschland überlegt habe, ins Ausland zu gehen. "Und dafür braucht frau dann ja ein paar Groschen fürs Nötigste." Was er daraus lerne: "Wir, vorwiegend natürlich die Männer, die bösen, deutschen Männer sind im Grunde Schuld daran, dass die arme Alice so eine Dummheit begangen hat... Vielleicht sollte ich auch Selbstanzeige erstatten, mit allen anderen, deutschen Männern." Dank ihrer Spende von einer Million Euro für eine gemeinnützige Stiftung habe er aber keine Sorge, dass alles wieder gut werde: "Sie kann uns also demnächst wieder in Talk-Shows nerven, wenn sie von ihren guten Taten berichtet. Es lebe unsere Alice!"
In der Netzgemeinde fanden beide Zuspruch, aber auch Kritik. Domians Post wurde bereits mehr als 17.000 mal geliked und rund 200 Mal kommentiert. Kachelmanns Tweets waren vielen aber auch zu persönlich, zu beleidigend - und schossen das ein oder andere Mal über das Ziel hinaus. Den Abtreibungs-Post etwa versah er mit dem Hashtag #aufschrei. Darunter hatten Frauen im vergangenen Jahr ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung zusammengetragen.