Handysucht Test: Ist mein Kind mediensüchtig?

Handysucht bei Kindern: Ein Mädchen bleibt unter einer Kappe unerkannt
Freunde vernachlässigen, Schulnoten vermasseln – zwei wichtige Hinweise auf eine Handysucht
© Tanja Kernweiss/stern
Der Sohn oder die Tochter hat täglich viele Stunden Bildschirmzeit  – aber ist das schon eine Handysucht? An diesen Verhaltensweisen erkennen Sie, ob Sie handeln sollten.

Schreien, schlagen, zerstören: Das Kind reagiert mit krasser Wut, wenn man ihm das Gerät wegnimmt oder den Bildschirm sperrt. Manche Kinder werfen mit Dingen, zerstören Möbel oder Einrichtungsgegenstände. Manche richten ihren Frust gegen die Eltern und Geschwister, schreien, beschimpfen und schlagen.

Freunden absagen: Verpasste Geburtstagseinladungen, ausgeschlagene Partys, abgesagte Wochenend-Trips: Wenn Kinder und Jugendliche sich lieber mit dem Handy oder der Konsole zurückziehen, als mit Freunden zusammen zu sein, ist das ein Warnzeichen.

Handysucht – die Bildschirmzeit allein ist nicht entscheidend

Interessen aufgeben: Wer plötzlich nicht mehr zum Fußball oder zum Tanzen geht, kaum noch malt, liest oder Musik macht, kurz: Wer bildschirmfreie Aktivitäten weitgehend einstellt, ist auf dem Weg in die Abhängigkeit.

Lügen, täuschen, stehlen: Das Kind trickst die Bildschirmsperre aus, besorgt sich heimlich den Code des Elterngeräts oder nutzt insgeheim ein Zweithandy. Es lügt über die Inhalte, die es sieht, und über die Bildschirmzeit. Es stiehlt Geld, um online Filme oder Spiele zu kaufen.

Schule/Arbeit vernachlässigen: Die Motivation für die Schule stürzt ab, die Noten auch. Das Kind muss eine Klasse wieder-holen, oft verweigert es die Schule komplett. Ältere Jugendliche kommen zu spät oder gar nicht mehr zum Ausbildungsplatz, werden dort unzuverlässig und kriegen schlechtes Feedback.

Kontrollverlust: Eine Jugendliche nimmt sich vor, am Freitagabend bis Mitternacht zu zocken – aber am Samstagabend eben nicht. Schafft sie das, spricht man nicht von Medienabhängigkeit. Ganz entscheidend dafür ist der Kontrollverlust: Ich will aufhören, aber ich kann es nicht. Obwohl der Betreffende weiß, dass er durch den hohen Medienkonsum Nachteile hat, macht er weiter. Trotz täglicher Konflikte mit Eltern und Lehrern, trotz schlechter Noten oder eines schlechten Praktikumszeugnisses, trotz Müdigkeit, Nackenschmerzen, Einsamkeit. Das ist Sucht.

Quellen: MeKi-Screening-Fragebogen (Suchbegriff führt auf die Website der Charité); Daniel Illy: "Ratgeber Videospiel- und Internetabhängigkeit" (mit Jakob Florack) und "Ratgeber Daueronline in Sozialen Netzwerken"; Interviews mit der Ärztin Dr. Anke Joas und der Psychologin Laura Kubasek der Klinik "Schönsicht".