Nach dem Kino-Massaker von Colorado mit mindestens 12 Toten rätseln die Ermittler weiter über das Motiv des Amokläufers. Der 24 Jahre alte Mann scheint seine Tat von langer Hand vorbereitet zu haben: Der Mann hatte Waffen, massenhaft Munition und die schusssichere Spezialkleidung, die er bei dem Blutbad in der Stadt Aurora benutzte, in den vergangenen Monaten legal erworben. Darüber hinaus hatte er seine Wohnung mit Sprengfallen präpariert, bevor er in der Nacht zum Freitag in der Mitternachtspremiere des Batman-Film "The Dark Knight Rises" wahllos das Feuer auf die Kinobesucher eröffnete.
Nach Angaben von Auroras Polizeichef Dan Oates habe der Täter in den letzten beiden Monaten mehr als 6000 Schuss Munition im Internet erstanden. Insgesamt erwarb der Mann im Internet mehr als 3000 Kugeln für ein Sturmgewehr, 3000 Kugeln für zwei Pistolen des Waffenherstellers Glock und 300 Kugeln für eine Flinte gekauft. Während der Tat nutze er offenbar eine Faustfeuerwaffe, ein halbautomatisches Sturmgewehr und ein Schrotgewehr. In seinem Auto habe man laut US-Medien eine weitere Pistole gefunden.
Sprengsätze in der Wohnung
Zurzeit werden 30 der insgesamt 58 Verletzten nach Angaben des Gouverneurs von Colorado, John Hickenlooper, noch in Krankenhäusern behandelt. 11 befänden sich in kritischem Zustand. Zu den Todesopfern des Blutbades zählt unter anderem die 24-jährige Jessica Ghawi, die im Juni nur knapp einem Amoklauf mit einem Toten in einem Einkaufszentrum in der kanadischen Stadt Toronto entkommen war.
Nach Einschätzung der Polizei handelte der Student der Neurowissenschaften allein. Der 24-Jährige sei der Polizei zuvor nicht bekannt gewesen, er hatte keine Vorstrafen. Am Montag soll der Mann erstmals vor Gericht erscheinen.
Kopfzerbrechen bereitete den Ermittlern die mit Sprengsätzen präparierte Wohnung des Amokschützen. Sicherheitshalber wurden neben dem Wohnhaus des Täters auch vier umliegende Apartmenthäuser evakuiert. Die komplizierte Konstruktion aus Sprengstoff und entzündlichen chemischen Substanzen beschrieb Polizeichef Oates als etwas, "was wir noch nie gesehen haben". "Es gibt eine Menge Drähte", sagte er. Frühestens im Laufe des Samstags könnten Experten die Wohnung betreten. Auch der Einsatz von Spezialrobotern war im Gespräch.
Sichheitsvorkehrungen in US-Kinos verschärft
Angesichts des bei der Tat benutzten Waffenarsenals appellierte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg an Präsident Barack Obama und dessen republikanischen Herausforderer, Mitt Romney, die Waffengesetze zu verschärfen. Obama und Romney verzichteten am Freitag wegen des Massakers auf geplante Wahlkampfreden und gedachten stattdessen der Opfer.
In den US-Kinos wurden nach den tödlichen Schüssen die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Die zweitgrößte Kinokette AMC teilte mit, dass es bis auf weiteres in ihren Häusern nicht erlaubt sei, Gesichtsmasken zu tragen oder Spielzeugwaffen mitzubringen. Vor allem Fans von Comic-Verfilmungen verkleiden sich gern wie ihre Leinwandhelden.

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Batman-Regisseur tief betroffen
Zum Batman-Filmstart in Deutschland in der kommenden soll auch das Sicherheitspersonal der Kinokette Cinemaxx mehr Präsenz zeigen. Wenn zu einem neuen Film viele Besucher erwartet werden, postiere das Unternehmen ohnehin Sicherheitskräfte in den Kinos, sagte Cinemaxx-Sprecher Arne Schmidt der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Batman-Regisseur Christopher Nolan brachte seine "tiefe Trauer" über das Blutbad zum Ausdruck. In einer Mitteilung im Namen der Schauspieler und Mitwirkenden von "The Dark Night Rises" sprach der britische-amerikanische Regisseur von einer "sinnlosen Tragödie", wie das US-Branchenblatt "Hollywood Reporter" berichtete. "Das Kino ist mein zu Hause. Die Vorstellung, dass jemand diesen unschuldigen und erwartungsvollen Ort derart brutal entweiht, ist einfach verheerend", führte Nolan weiter aus. Er sprach den Opfern und ihren Familien seine Anteilnahme aus.