Das letzte große Abenteuer finden deutsche Männer weder auf Fußballplätzen, noch bei der Bundeswehr oder vor Damen-Umkleidekabinen. Nein, es ist die Tankstelle, an der ein Mann noch ein Mann sein darf: der Duft von Öl, von Benzin, das Heulen der Motoren, das Einführen der Tankstutzen, der Kampf um freie Zapfsäulen - dieser raue, wilde, ja anarchische Ort wirkt derart anziehend auf das starke Geschlecht, dass sich Frauen dort lieber gar nicht erst blicken lassen.
So behauptet es eine deutsche Tankstellenkette in einer Untersuchung mit dem Namen "Mobilitätsstudie 2006", bei der 80 tiefenpsychologische Gespräche geführt wurden. Frauen also empfänden Tankstellen häufig als raue, wilde, anarchische Welt und fühlten sich dort unsicher, beklagt Hans-Joachim Karopka vom Marktforschungsinstitut Rheingold, das die Studie durchgeführt hatte. Folge: Nur 40 Prozent aller Zapfkunden sind weiblich. Die Damen fühlten sich in der Problemzone Tanke sogar so unsicher, dass sie beim kleinsten Problem in eigentlich überwunden geglaubte Verhaltensschemata zurückfielen: also entweder Mann losschicken oder das hilfsbedürftige Weibchen mimen, welches ohne männliche Unterstützung dem Untergang geweiht wäre.
Dabei versuchen die Treibstoffkonzerne den Frauen soweit es eben geht entgegenzukommen: etwa durch neues und freundliches Design der Zapfsäulenumgebung wie helle Beleuchtung, Ordnung, Übersichtlichkeit. Doch es hilft alles nichts: Frauen plagt zu sehr das Gefühl, sich in einer reinen Männerwelt zu bewegen, deren Testosteronkonzentration ihnen nicht behagt. Womit sie übrigens nicht alleine sind: Auch Fahranfänger tanken nur ungern. Wobei sie sich vor allem vor peinlichen Pannen beim Umgang mit dem Tankstutzen fürchten.
Für echte Kerle dagegen ist die Tanke schon beinahe Sinn- und Freudenspender. Untersuchungsleiter Karopka erzählt von Männern, die gerne durch betont lässiges Auftreten zeigten, wie gut sie die Technik beherrschten, von Waschstraßen, die geradezu das Pendant zu einer Kirmesattraktion darstellten. Und die Einkaufsmöglichkeiten erst: Außer Sprit greifen die Herren auch beim Rest des umfassenden Sortiments beherzt zu.
Folgerichtig seien die Tankstellen auch soziale Treffpunkte und Ersatz für den Tante-Emma-Laden, heißt es in der Studie weiter, besonders im ländlichen Bereich hätten sie eine Art "Oasen-Charakter". Karopka hat zudem auch noch drei typische Tankstellenkunden ausgemacht: Den Abenteurer, der erst mit dem letzten Tropfen Sprit auf das Gelände rollt. Den Träumer, der das Auftanken zur Entspannung nutzt. Den Boxenstopper, der so schnell wie möglich weiterfahren will. Offenbar taugen die Zapfstationen nicht mal als Kontakthof. Frauen können also weiterhin beruhigt die Tanke meiden.