Die Nachfrage bei den Tafeln in Niedersachsen und Bremen ist ungebrochen groß - mit steigender Tendenz. "In Zukunft wird der Bedarf eher mehr als weniger sein", sagte Uwe Lampe, Vorsitzender des Landesverbandes der Tafeln. Bis zu 200.000 von Armut betroffene Menschen versorgen sich jährlich bei den Tafeln in Niedersachsen und Bremen mit Lebens-, Saison- und Hygieneartikeln.
Um die mehr als 100 Tafeln in den beiden Bundesländern mit überschüssiger Ware von Herstellern wie Wurst- oder Keksfabriken zu versorgen, nahmen 2024 Verteilzentren in Springe und in Börger ihre Arbeit auf. Anfang 2026 eröffnet der Verband ein drittes Verteilzentrum. Es ist in Bremen und beliefert 25 Tafeln in der Region Nordwest. "So können wir planvoll und organisiert mehr Ware annehmen und allen Tafeln ein gleich gutes Sortiment anbieten", betont Lampe.
Verteilzentren können Engpässe ausgleichen
Auch sei es möglich, mehr unverkäufliche Lebensmittel vor der Entsorgung zu bewahren. Die Artikel kommen sowohl von lokalen Lebensmittelmärkten als auch direkt von den Produzenten. Mithilfe der zwei neuen Logistikzentren der Tafel in der Region Hannover und im Emsland seien in den ersten neun Monaten dieses Jahres rund 1,8 Millionen Kilo Lebensmittel gerettet worden. "In den ersten drei Quartalen 2025 haben wir in den beiden Verteilzentren knapp 4.000 Paletten mit je rund 450 Kilogramm Lebensmitteln vor der Vernichtung bewahrt", sagte Uwe Lampe.
Die Verteilzentren seien zudem in der Lage, bei den Tafeln Engpässe in der Versorgung auszugleichen. In den ländlichen Gebieten sei die Lage meist schwieriger als in den Städten.
Land Niedersachsen unterstützt Aufbau der Logistikzentren
Das Land Niedersachsen unterstützt den Aufbau und den Betrieb der Logistikzentren in Springe und Börger von 2023 bis 2026 mit knapp zwei Millionen Euro. "Wir sind jetzt schon dabei, den Antrag auf Anschlussförderung vorzubereiten", so Lampe. Das Lager in Bremen-Hemelingen wird aus Rücklagen des Landesverbandes der Tafeln finanziert.
Wollen Sie nichts mehr vom stern verpassen?
Persönlich, kompetent und unterhaltsam: Chefredakteur Gregor Peter Schmitz sendet Ihnen jeden Mittwoch in einem kostenlosen Newsletter die wichtigsten Inhalte aus der stern-Redaktion und ordnet ein, worüber Deutschland spricht. Hier geht es zur Registrierung.
Durch die drei Verteilstellen soll es auch möglich werden, im großen Stil Ernteüberschüsse aus der Landwirtschaft anzunehmen - etwa bei einer Kartoffelüberproduktion. An dem Konzept werde gerade gearbeitet. "Wir können zwar keine losen Feldfrüchte annehmen", sagte Lampe, "aber Erzeugergenossenschaften können sie verpacken. Im Gegenzug bekommen sie dafür eine Spendenquittung von uns." Die Produzierenden hätten im besten Falle ein Interesse daran, dass die Ernte zum Menschen gelange und nicht in eine Biogasanlage. "In NRW haben wir schon Beispiele, dass das klappt", betonte Lampe.
Tafel entwickelt neue Modelle für Annahme von Waren
Auch versucht der Verband, Hersteller dazu zu bewegen, überschüssige Saisonartikel nicht für kleines Geld an darauf spezialisierte Aufkäufer zu geben, sondern die Tafeln zu favorisieren. "Für den Handel könnte es interessant sein, uns auch solche Waren gegen eine Spendenquittung zu überlassen."