Krawalle am 1. Mai Toter in Istanbul, Steine in Berlin

Es ist ein Ritual: Jedes Jahr am 1. Mai suchen Linksautonome in Berlin und Hamburg die Konfrontation mit der Polizei. So auch in diesem Jahr. Auch in anderen europäischen Metropolen kam es zu teils heftigen Ausschreitungen.

Bei sogenannten Revolutionären Mai-Demonstrationen ist es am Sonntagabend in Berlin und Hamburg zu Ausschreitungen gekommen. In beiden Städten attackierten Linksautonome Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern. In Hamburg löste die Polizei den Demonstrationszug unter Einsatz von Wasserwerfern auf. In Berlin stürmten Beamte in die Menge und griffen einzelne Randalierer heraus, bald darauf beruhigte sich die Lage. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter auch mindestens drei Polizisten.

In Berlin-Kreuzberg hatten sich nach Angaben der Polizei rund 13.000 Menschen einem Demonstrationszug von Linksautonomen angeschlossen. Die Veranstalter sprachen von 20.000 Teilnehmern. Mehrere Tausend, zum Teil schwarz gekleidete Menschen waren zunächst über den Platz des "Myfests" gelaufen. Die Polizei hatte die Strecke durch das Straßenfest aus Sicherheitsgründen zwar untersagt, griff aber nicht ein.

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Nach dem Ende der Demonstration kam es zu einem kurzzeitigen Gewaltausbruch. Zumeist schwarz gekleidete Teilnehmer attackierten Polizisten mit Steinen und Flaschen. Die Polizei beendete die Angriffe rasch, mehrere Störer wurden festgenommen. Unter den Randalierern sollen auch betrunkene Touristen gewesen sein.

Festnahmen wegen selbstgebauter Sprengkörper

Der Berliner Polizeisprecher Stefan Redlich zeigte sich dennoch mit dem Verlauf zufrieden. Jahrelang sei Berlin am 1. Mai das Synonym für Gewalt gewesen - gemessen daran sei die Bilanz positiv. Am Nachmittag hatten mehrere zehntausend Menschen völlig friedlich das "Myfest" gefeiert. Auch die Walpurgisnacht verlief laut Polizei störungsfrei.

Im Hamburg löste die Polizei am Sonntagabend eine Kundgebung Linksautonomer auf, nachdem aus dem Demonstrationszug mehrfach Feuerwerkskörper, Böller und Flaschen geworfen worden waren. Die Sicherheitskräfte setzten auch Wasserwerfer ein. Der Kundgebung hatten sich nach Schätzung der Polizei rund 1900 Teilnehmer angeschlossen. Die Polizei nahm mehrere junge Leute fest, die selbstgebastelte Sprengkörper mit sich führten. Für einen sicheren Abtransport mussten die Entschärfer der Polizei anrücken.

Toter bei Demo in Istanbul

207 Demonstranten wurden nach Behördenangaben in Istanbul festgenommen, weil sie zum abgeriegelten Taksim-Platz marschieren wollten. Dort setzte die Polizei Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten ein. Fast 25.000 Polizisten waren im Einsatz. Ein 57-jähriger Passant wurde von einem Wasserwerfer überfahren und tödlich verletzt, als er am Rande der Auseinandersetzungen eine Straße überqueren wollte. In Sozialnetzwerken kam es zu wütenden Kommentaren, Ermittlungen wurden aufgenommen.

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In der Hauptstadt Ankara nahm die Polizei vier mutmaßliche Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) fest, die Anschläge auf die Feiern zum 1. Mai geplant haben sollen. Mehrere Kundgebungen wurden deswegen abgesagt.

Tagelange Tumulte in Paris 

In Paris war es aus Wut über eine geplante Arbeitsmarktreform der sozialistischen Regierung schon in den vergangenen Tagen mehrfach zu teils gewaltsamen Protesten gekommen. Am Sonntag gingen landesweit 84.000 Menschen auf die Straßen, in Paris waren es nach Angaben der Präfektur 17.000. Gegen mehrere Vermummte, die auf Sicherheitskräfte losgehen wollten, ging die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern vor. "Jeder hasst die Polizei", rief die Gruppe gewaltbereiter Demonstranten. "Zieht das Arbeitsgesetz zurück", skandierte der größte Demonstrationszug, der am Pariser Bastille-Platz gestartet war.

Am Abend kam es auf der Place de la Nation zu Ausschreitungen. Aus einer Gruppe von mehreren hundert vermummten Demonstranten wurden Einsatzkräfte beworfen, wie die Polizei mitteilte. Ein Polizist und ein Demonstrant seien leicht verletzt worden, 18 Menschen seien festgenommen worden. Am späteren Abend löste sich die Kundgebung auf.

Proteste in Moskau, Wien und Madrid 

Auf dem Roten Platz in Moskau zählten die Behörden 100.000 Menschen, viele schwenkten bei der sorgsam choreografierten Feier russische Flaggen. Auch auf dem Revolutionsplatz in Havanna war eine gewaltige Menschenmenge zusammengeströmt. "Wir verurteilen die Manöver, mit der linke und progressive Regierungen vertrieben werden sollen", rief die Generalsekretärin des Gewerkschaftsverbandes, Ulises Guilarte.

In Wien wurde Kanzler Werner Faymann ausgebuht, als er vor 80.000 Menschen seine Asylpolitik verteidigte. In Madrid verlangten tausende Menschen ein Ende der Sparpolitik und einen Abbruch der Verhandlungen mit den USA über ein Freihandelsabkommen.

DPA · AFP
amt