Frank Zingelmanns Zeit war abgelaufen, er hatte keine Chance mehr. 72 Stunden bleiben einem Hausbesitzer in Spanien, um die Besetzung seines Heims den Behörden zu melden. Vorausgesetzt, er will die Kontrolle über sein eigenes Hab und Gut zurückerhalten. Verstreicht diese Zeit, ist die Chance, sein Eigentum bald wieder von innen zu sehen, erst mal dahin. Dann braucht es einen richterlichen Beschluss für die Zwangsräumung, und bis der erteilt wird - das kann bei der überlasteten spanischen Justiz dauern.
So kommen in Spanien immer wieder Menschen mehr oder weniger überraschend zu Besitztümern, die sie, mehr oder weniger lange, behalten können. Die rechtmäßigen Eigentümer der Häuser können erst einmal nichts tun, außer dumm aus der Wäsche zu gucken. Einer dieser erst einmal dumm guckenden Hausbesitzer war Frank Zingelmann, 48-jähriger Steuerberater aus Hamburg.
Mallorca: Besetzungen kommen immer wieder vor
Als Zingelmann bemerkte, dass seine Finca in Playa de Palma auf Mallorca von einem Roma-Clan in Beschlag genommen worden war, waren die 72 Stunden schon um. Seit Januar dieses Jahres hätten fremde Personen in Zingelmanns Betten geschlafen, schreibt die "Welt". Dem Steuerberater blieb nichts anderes übrig, als all das geschehen zu lassen. Zuzusehen. Er war machtlos.
Der Fall von Frank Zingelmann ist kein Einzelfall. Mallorca hat schon seit längerem mit illegalen Hausbesetzungen zu kämpfen. Die Besetzer "klettern entweder über die Zäune oder brechen das Tor auf", sagte Carlos Orozco, Polizist auf der Ferieninsel, in einem "Spiegel TV"-Bericht Mitte März. Bei Hofeinfahrten und Eingangstüren tauschten die Clans kurzerhand die Schlösser aus. "Dann bauen sie auch noch Strom- und Wasserzähler aus und zapfen irgendwo illegal an." Ein Nachbar fasst die Lage so zusammen: "Besetzer gehen einfach in die Häuser, bleiben ein Jahr lang, machen alles kaputt und wir können alles zahlen."
Ein Jahr lang blieben die Besetzer von Zingelmanns Finca nicht, und dafür sorgte: Frank Zingelmann selbst. Am Mittwoch schickte der Hamburger Steuerberater eine Mitteilung an die "Welt" und teilte mit: "Ich bin der neue Hausbesetzer meiner Finca auf Mallorca." Zingelmann hatte seine Finca wieder. Er hatte sie einfach "zurückbesetzt".

Mallorca: Deutscher besetzt sein Heim "zurück"
Der "Welt" erzählte Zingelmann, dass er sein Haus schon mehrere Tage beobachtet habe. Nachdem er festgestellt habe, dass nur noch zwei Personen darin wohnten, habe er zwei Freunde zu Hilfe gerufen. Dann sei man in die Villa eingestiegen, habe über eine Stunde mit den Besetzern verhandelt - und am Ende gewonnen: Der Clan zog ab und Zingelmann selbst hat mittlerweile bereits über 70 Stunden in seinem Haus verbracht. Das heißt: Er hat sein Heim zurückbesetzt. Nach Monaten der Fremdherrschaft ist der Hamburger Steuerberater seit Sonntag wieder Herr über sein eigenes Haus.

Also alles wieder gut? Nicht ganz. "Das Anwesen ist völlig verdreckt und sämtliche, ja wirklich sämtliche Gegenstände aus den Schränken wurden bis auf die letzte Socke gestohlen oder sind zerstört worden", sagte Zingelmann der "Welt". Es stinke fürchterlich, die "Mallorca Zeitung" berichtet von "aufgebrochenen Wänden, Zigarettenkippen, Hundekot und Urin auf dem Boden, auf dem Teppich und dem Sofa, zertrümmerten Schrankwänden, Bauschutt". Der angerichtete Schaden belaufe sich auf 250.000 Euro, wird berichtet. Nun, so Zingelmanns Plan, werde erst mal alles saniert, danach werde ein Freund in der Finca wohnen. Und die Besetzer? Bekommen wohl einen Strafzettel, in der Höhe von 2000 Euro.

