Rücksichtslos! Den Verstand am Bahnsteig vergessen: Warum ich von Mitfahrern in Bus und Bahn die Krise bekomme

Ein Mann ärgert sich vor einem Nahverkehrszug
Das Verhalten mancher Mitmenschen in Bus und Bahn bringt unseren Autor auf die Palme
© iStockphoto / Imago Images
Zu Stoßzeiten mit Bus oder U-Bahn fahren ist schon anstrengend genug. Andere Mitreisende machen die Situation aber nicht besser. Sie verhalten sich rücksichtslos oder denken einfach nicht nach, meint unser Autor.

Zugegeben: Es ist kein neues Problem, über das ich hier schreibe. Aber es ist eines, das sich nicht verbessert hat. Im Gegenteil! Ich meine, es ist sogar schlimmer geworden.

Vielleicht gehören Sie wie ich zu den rund 13 Prozent Berufspendlern, die sich regelmäßig mit Bus, Straßenbahn, Zug, U- oder S-Bahn auf den Weg zur Arbeit machen und damit auch wieder nach Hause fahren. Hat ja auch Vorteile: Man steht nicht im Stau, ärgert sich nicht über hohe Spritpreise und mit dem 49-Euro-Ticket zahlt man auch kein Vermögen mehr an die Verkehrsbetriebe.

Es könnte eigentlich so schön sein. Doch das Verhalten vieler Mitmenschen, die Bus oder Bahn nutzen, lässt mich ernsthaft überlegen, ob ich mir nicht doch ein Auto zulegen sollte.

Warum quetschen sich Menschen noch in die überfüllte Bahn?

In der Rushhour mit Bahn und Bus zu pendeln ist ohnehin schon kein Erdbeerpflücken, da sind Sie und ich uns sicher einig. Morgens in der Senkrechten auf Tuchfühlung mit einem Teil der Mitmenschen zu gehen, den Atem des anderen im Nacken und den Ellenbogen in den Rippen zu spüren – so fängt ein Tag doch richtig gut an!

Aber es gibt Menschen, die offenbar denken: Ach komm, da geht noch mehr!

Zum Beispiel die, die trotz vollem Bus, trotz voller Bahn ihre Tasche auf dem Nebensitz stellen. Auf dem Schoß oder auf den Boden damit? Kommt vielen wohl nicht in den Sinn.

Dann gibt es noch die, die sich auch dann noch in den Zug oder Bus quetschen müssen, wenn es darin schon aussieht wie in der U-Bahn von Tokio. Noch kuscheliger? Klar, gerne! 

Noch besser sind die, die sich dann noch mit ihrem großen Rollkoffer in das zum Bersten volle Gefährt quetschen wollen. 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Bitte einmal kurz nachdenken und Rücksicht nehmen!

Oder mit dem Fahrrad! Wenn ich einen Euro für jeden bekäme, der mit seinem (wohlgemerkt augenscheinlich intakten) Fahrrad in eine gut gefüllte Bahn einsteigt und damit nur zwei oder drei Stationen fährt – ich könnte mir locker ein Auto leisten!

Manchmal möchte ich auf diese Menschen zugehen und ihnen ins Gesicht sagen: Habt ihr keine Augen im Kopf? Könnt ihr nicht mal kurz nachdenken? Könnt ihr nicht einmal Rücksicht nehmen?

Wenn der Zugführer schon durchsagt, dass die nächste U-Bahn in wenigen Minuten kommt, kann man doch einfach auf die warten, statt sich noch in die überfüllte am Bahnsteig zu zwängen.

Wenn die Leute schon Nase an Nase stehen, kann man – nein, muss man! – sein Handtäschchen dann auf den Schoß nehmen und einen Platz freimachen.

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Machen wir das Pendeln für uns alle doch ein bisschen angenehmer

Man kann auch mit dem Fahrrad – wenn es fahrtüchtig ist – die paar Hundert Meter radeln, statt es in die U-Bahn zu wuchten und die Türen zu blockieren. Dafür ist es schließlich da!

Man muss sich auch nicht mit einem Hechtsprung in die sich schließenden Türen werfen, weil man UNBEDINGT noch mit muss.  

Und man muss auch nicht in voller Lautstärke und für alle hörbar mit dem Handy Videotelefonate führen. Oder Musik hören.

Das Ö in ÖPNV steht für öffentlich. Ich weiß, wir sind alle Egoisten und sind uns selbst am nächsten. Aber wir sind nicht alleine auf dieser Welt – oder in der Bahn. Oder dem Bus. Wo viele Menschen zusammen sind, müssen wir darauf achten, dass wir anderen das Leben nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist.

Wie gesagt: Augen auf, Rücksicht nehmen. Dann wird das Pendeln für uns alle ein bisschen angenehmer.

Und damit ich nicht als cholerischer Nörgler abgestempelt werde, zum Schluss noch ein konstruktiver Vorschlag: Wie wäre es, wenn es in S- und U-Bahnen eigene Bereiche gäbe, in denen Fahrräder abgestellt werden können? So wie in Kopenhagen? Zumindest könnte man darüber nachdenken.