Kreative Abfallentsorgung Müllballons sind Deutschlands Zukunft – danke, Nordkorea!

Ein Müllballon landet auf einer Straße in Südkorea
Ein Müllballon landet in einer Stadt in Südkorea. Geniale Idee, Nordkorea! Die klauen wir und werden Weltmarktführer.
© Incheon Fire Headquarters / Picture Alliance / AP
Nordkorea hat erneut hunderte Müllballons nach Südkorea schweben lassen. Nun soll der Spuk angeblich zunächst ein Ende haben. So ein Glück! Die Aktion war wunderbar innovativ. Deutschland sollte schnell reagieren, die Idee übernehmen – und ausbauen.

Zigarettenkippen, Papierreste, Kleidungsfetzen, Tierkot – all das haben nordkoreanische Militärs ins verhasste Nachbarland befördert. Bisher waren es 15 Tonnen Abfall, verpackt in Säcken, verschickt als Luftpost per Ballon. Damit reagierte das Regime in Pjöngjang auf angebliche Provokationen südkoreanischer Organisationen, die Ballons mit Flugblättern in den Norden geschickt und zum Sturz der Regierung aufgerufen haben sollen. Nun soll es laut nordkoreanischem Verteidigungsministerium erstmal eine Pause geben mit den Müllballons. Das ist – um es altglasklar auszudrücken – ein riesiger Fehler von Nordkorea. Und eine Chance für Deutschland.

Denn aus der Innovationsforschung wissen wir: Neuerungen brauchen etwas Zeit, um sich durchzusetzen. Man muss dranbleiben! Wer jetzt nachlässt, verspielt die Zukunft. Und die sahen wir schon leuchtend vor uns, so bunt und strahlend wie ein Kim-Jong-Un-Propaganda-Video: Nordkorea hätte es zum weltweiten Lowtech-Marktführer der Müllbeseitigung bringen können. Ein Global Player des Schmutzes mit gigantischen Marktchancen und entsprechenden Rendite-Aussichten. Gegen Nordkoreas Müllballon-Industrie wäre uns Apples Börsenwert bald wie der letzte Dreck vorgekommen. 


Jetzt muss Deutschland einspringen und die Technologie übernehmen und ausbauen. Verlassen wir uns dabei auf den aktuellen Forschungsstand! Bekannt ist: Innovationen müssen einen relativen Vorteil gegenüber vergleichbaren Alternativen bieten, um sich durchzusetzen. Und relative Vorteile gibt es für den Müllballonindustriestandort Deutschland massig: 

  • Ein Müllballon kann sicherlich auch mit heißer Luft befüllt werden. Davon produziert Deutschland bereits gigantische Mengen
  • Ein Müllballon braucht weder digitale Infrastruktur noch gute Netze für Internet und Mobiltelefone
  • Ein Müllballon pfeift auf Künstliche Intelligenz oder irgendwelche Apps
  • Ein Müllballon braucht weder sanierte Straßen noch Schienen. The sky ist the limit.
  • Ein Müllballon fliegt emissionsarm.  Keine Abgase. Kein Lärm. Merke: Entsorgung mittels Lastwagen und Dieselmotor ist total Old Economy!
  • Ein Müllballon lässt sich als Werbeträger nutzen: "Deutschland – Aufgeblasen, aber sauber!"

Müllballons: Lasst uns Weltmarktführer werden!

Hier liegt also eine gewaltige Chance für unser Land. Was könnten Hamburger alles Richtung Pinneberg fliegen lassen! Womit könnten Düsseldorfer alle Kölner erfreuen! Das ginge, je nach Windrichtung,  sogar umgekehrt! Die Wirtschaft muss dafür jedoch radikal umdenken. Nicht Elektromobilität, sondern Müllballons werden zum Gamechanger.  Unsere Autoindustrie stirbt? Egal! Wir werden zum Weltmarktführer und Exporteur Nummer eins für innovatives Abfall-Management. 

Natürlich – und auch das ist ganz normal bei Innovationen – müsste Deutschland das Portfolio so schnell wie möglich erweitern. Unbedingt sollten unterschiedliche Müllballongrößen (unter Beachtung des Lieferkettengesetzes) hergestellt werden – passend für jede zu entsorgende Abfallart: Defekte Windkraftanlagen etwa gehören in den Megamüllballon, hergestellt in gewaltigen Gagafactorys, beispielsweise in Brandenburg.
 
Auf der anderen Seite wären sehr, sehr kleine Müllballons für die Hosentasche sinnvoll, etwa für ein Kaugummi. So geht fortschrittlicher Umweltschutz!

Apropos Umwelt: Selbstverständlich muss beim "Bundesnachhaltigkeitsabfallkonzept Ballon", das baldmöglichst zur Beratung an die Bundesländer überwiesen werden sollte, der Bereich Mülltrennung einen breiten Raum einnehmen. Notwendig wäre insbesondere die Entwicklung von:

  • Elektromüllballons aus Spezialballonfolie
  • Sperrmüllballons aus Superspezialballonfolie
  • Atommüllballons aus Superspezialballonhightechsicherheitsfolie
  • Biomüllballons aus recycelten alten Biomüllballons

Restmüllballons könnten aus irgendwas hergestellt werden (Jugend forscht einbinden!) und dann den übrigen Dreck transportieren – von Habecks erstem Heizungsgesetzentwurf bis zum Müllhaufen der Geschichte. 

Müllballons: Ja, es wird auch Verlierer geben

Eine letzte Bemerkung, speziell an die Adresse der Sozialdemokraten: Ja, Innovation kennt auch Verlierer. Das ist hier leider nicht anders. Stadtreinigungsfachkräfte werden ihre orangefarbenen Uniformen an den Nagel hängen oder gleich mit einem Textilmüllballon entsorgen müssen. Recyclinghöfe werden schließen, ebenso wie Müllverbrennungsanlagen oder Deponien. Entsprechende Ausgleichszahlungen und finanzielle Mittel für Umschulungsmaßnahmen zum "Müllballonaufblaser m/w/d" sollten fest im nächsten Bundeshaushalt eingeplant werden. Und nein, Herr Lindner, das geht NICHT billiger. Innovation hat ihren Preis!

Oh Deutschland, ergreife die Chance der Geschichte. Lerne von Nordkorea. Voller Fokus auf den Müllballon. Eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung, die wir gemeinsam schultern können. Nein, schultern müssen! Wir haben keine Wahl. Alles andere wäre für die Tonne.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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