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Nach Angriff auf Rabbiner in Berlin Zentralrat der Juden appelliert an muslimische Verbände

Der Angriff auf einen Rabbiner in Berlin schockiert - es ist kein Einzelfall. Der Zentralrat der Juden fordert mehr Konsequenzen und appelliert an Muslime.

Nach dem brutalen Überfall auf einen Rabbiner in Berlin fordert der Zentralrat der Juden von muslimischen Verbänden mehr Engagement gegen Antisemitismus. Sie hätten zwar öffentlich und gegenüber dem Zentralrat ihr Mitgefühl und ihre Abscheu über den Überfall ausgedrückt, sagte Ratspräsident Dieter Graumann der "Berliner Zeitung" (Freitag). "Worte des Mitgefühls sind schön und ehrlich gemeint. Aber Taten wären auch wichtig." Graumann fügte hinzu: "Ich würde mich freuen, wenn die Verbände sich endlich entschlossener gegen den Antisemitismus in den eigenen Reihen wenden würden." Einen Verzicht auf das Tragen jüdischer Symbole wie der traditionellen Kopfbedeckung Kippa lehnte Graumann ab.

Die Integrationsbeauftragte der des Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), rief zu mehr Zivilcourage auf. "Jeder Einzelne ist gefordert, seinen Beitrag für ein gutes Miteinander zu leisten. Und zugleich in der Pflicht, aufzustehen, wenn Menschen aus welchen Gründen auch immer bedroht oder ausgegrenzt werden", sagte Böhmer der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitag). "Die Botschaft muss lauten: Für Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Antisemitismus ist kein Platz in unserem Land."

Kippa als Risiko

Der Rabbiner war am Dienstagabend in Berlin von Jugendlichen offenbar arabischer Herkunft beleidigt und angegriffen worden. Die jungen Männer sprachen den 53-Jährigen nach Erkenntnissen der Ermittler wegen seiner Kippa an und fragten, ob er Jude sei. Einer der Jugendlichen schlug daraufhin mehrfach zu und verletzte den Mann am Kopf. Er erlitt einen Jochbeinbruch. Dem Mädchen drohten die Täter mit dem Tod.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Gideon Joffe, sagte daraufhin: "Ich würde heute einem Juden nicht empfehlen, in jedem Stadtteil Berlins mit einer Kippa herumzulaufen." Die Amadeu-Antonio-Stiftung für demokratische Kultur sprach vone einer zunehmenden Zahl körperlicher Attacken junger Migranten gegen Juden.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hatte Juden und Muslime aufgefordert, zusammenzustehen und Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit den Kampf anzusagen.

kgi/DPA/AFP DPA

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