Die sechs jungen Iraner, die eine selbstgedrehte Version des Hit-Videos "Happy" von Pharrell Williams ins Internet gestellt haben, sind unter Auflagen offenbar wieder frei. Sie waren wegen Verstoßes gegen die "öffentliche Sittsamkeit" festgenommen worden - unter anderem, weil darin drei Frauen unverschleiert tanzten. Die Modefotografin Reihan Tarawati, die selbst zu den Festgenommenen zählte, veröffentlichte über Instagram eine Kurznachricht "Hi, da bin ich wieder".
Eine amtliche Bestätigung der Freilassung gab es zunächst nicht. Der Regisseur des Clips blieb den ersten Angaben in den sozialen Netzwerken zufolge inhaftiert.
Der Clip zeigt drei Männer und drei unverschleierte Frauen, die auf den Straßen und Dächern Teherans ausgelassen zu dem Song tanzen und singen. Nach offiziellen Angaben vom Dienstag waren alle Protagonisten wegen der Veröffentlichung eines "vulgären Clips im Cyberspace" in Gewahrsam genommen worden. Die sechs Festgenommenen hätten ihre "kriminellen Taten" gestanden, meldete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf die Teheraner Polizei.
Twitter-Unterstützung von Präsident Ruhani
Im Abspann des Videos hatten sich die Protagonisten mit einer optimistischen Botschaft an ihre Zuschauer gewandt: "Wir hoffen, es zaubert ein Lächeln auf Euer Gesicht." Doch in islamisch-konservativen Kreisen sorgte das Video stattdessen für Entsetzen über den angeblichen Werteverfall in der iranischen Jugend.
In die Bemühungen um eine Freilassung der Tänzer und Tänzerinnen schaltete sich möglicherweise auch der als liberal geltende Präsident Hassan Ruhani ein, der zur Zeit China besucht. Ein Twitter-Account, der offenbar von seinen Vertrauten betrieben wird, verbreitete einen Ausspruch Ruhanis vom Juni 2013. Darin erklärte er, "Frohsinn" sei das "Recht" der Bevölkerung. "Wir sollten nicht zu hart mit Verhaltensweisen ins Gericht gehen, die von Freude hervorgerufen werden."
Gemäß dem seit 1979 im Iran geltenden islamischen Recht müssen sich Frauen in der Öffentlichkeit verschleiern. Eine eigens gebildete "Moralpolizei" wacht seit mehr als zehn Jahren über die Einhaltung der Vorschriften und kann Verstöße mit Geldbußen und Festnahmen ahnden.