Palästinenser-Bischof Munib Junan ist neuer Oberhirte der Lutheraner

Der Palästinenser-Bischof Munib Junan ist der neue Oberhirte für weltweit 70 Millionen evangelisch-lutherische Christen. Die Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds wählte den 59-Jährigen am Samstag in Stuttgart mit großer Mehrheit zum Präsidenten. Er tritt die Nachfolge des US-Bischofs Mark Hanson an.

Der Lutherische Weltbund hat einen neuen Präsidenten. Auf der Vollversammlung der Organisation in Stuttgart wurde der 59-jährige Munib Younan am Samstag mit großer Mehrheit an die Spitze des Zusammenschlusses von 145 Mitgliedskirchen gewählt, der rund 70,1 Millionen evangelische Christen aus aller Welt vertritt. Der Jerusalemer Bischof löst damit den US-Amerikaner Mark S. Hanson ab, der das Amt bei der vorausgegangenen Vollversammlung 2003 im kanadischen Winnipeg übernommen hatte.

Younan, der den Titel eines Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land trägt, erhielt als einziger Kandidat 300 von 360 abgegebenen Stimmen. 23 Delegierte votierten mit Nein bei 37 Enthaltungen. Der neue Präsident des Lutherischen Weltbunds war seit 2003 bereits einer der fünf Vizepräsidenten der Organisation.

In seiner Rede vor der Wahl hatte er sich in Stuttgart zur Fortsetzung der Arbeitsschwerpunkte des Weltbunds bekannt. "Solange Armut, HIV und Aids, Unterdrückung und Ungerechtigkeit bestehen, müssen wir eine kämpfende Gemeinschaft sein und dürfen uns nicht damit abfinden, dass die Welt so ist, wie sie ist", sagte Younan. Im Blick auf die Situation in Israel und Palästina mahnte er eine politische Lösung an, damit Israelis und Palästinenser in Frieden und Gerechtigkeit zusammenleben könnten.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und das deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbunds übermittelten Younan ihre herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider würdigte ihn in seiner Glückwunschadresse als "Oberhaupt einer kleinen Kirche, die unter schwierigen Bedingungen existiert". Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich schrieb als Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees, die lutherische Weltgemeinschaft gewinne mit Younan einen Präsidenten, der sich in langen Jahren des Dienstes als Pfarrer und Bischof für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in einem von Konflikten zerrissenen Land eingesetzt habe.

Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gratulierte Younan. In dem Glückwunschschreiben unterstrich Zollitsch seine Hoffnung, dass "der Dialog zwischen der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund auch künftig in konstruktiver Weise fortgeführt wird."

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