Rechte an "Griaß di" Der deutsch-österreichische Grußformel-Krieg

Darf man sich "Griaß di" exklusiv schützen lassen? Ja. Aber weil den Österreichern ihr Gruß heilig ist und ausgerechnet ein Deutscher die Rechte daran besitzt, ist ein bizarrer Streit entbrannt.

Es waren einmal zwei Männer, die wohnten gar nicht weit voneinander entfernt. Der eine im Allgäu, der andere in Tirol. Sie kannten einander nicht, aber täten sie es, so würden sie sich sicher mit "Griaß di" begrüßen. Denn so ist es Sitte dort unten. Der eine Mann machte in Drucksachen, der andere in Werbung, und beide verkauften T-Shirts, auf denen die freundliche Grußformel zu lesen war. Das ging seit Jahren so und sie lebten friedlich vor sich hin. Doch dann entschied der Allgäuer, dass "Griaß di" künftig ihm alleine gehören solle und Anfang Juli hatte der Tiroler deshalb eine E-Mail im Postfach.

Darin musste Philipp Reindl aus Längenfeld in Österreich lesen, dass ein gewisser Peter Mayr aus Legau sich die Rechte an "Griaß di" hat sichern lassen und nun darum bitte, künftig den Verkauf der Gruß-Shirts zu unterlassen. "Drei Tage Zeit hatte er mir gegeben, das Angebot von meiner Website zu entfernen", sagt Reindl und reagierte prompt: Er entfernte die Hemden und ersetzte das Motiv wenig später einfach durch das ebenfalls beliebte, aber ungeschützte "Griaß enk" - was "Grüß euch" bedeutet.

Ausgerechnet ein Deutscher hat die Grußrechte

Eigentlich hätte die Angelegenheit damit erledigt sein können. Doch Philipp Reindl will nicht in den Kopf, dass man sich einfach so einen Gruß schützen lassen kann. Und dann auch noch "Griaß di". Er ging zu einem Patentanwalt und kurz darauf erfuhr der Sender ORF von der Sache und brachte sie an die Öffentlichkeit. Seitdem ist Österreich in heller Aufregung. Nicht genug, dass sich jemand diesen Begriff, gleichsam die Seele des Landes, schützen lässt, nein, dieser jemand ist auch noch ein Deutscher. Ausgerechnet. Was die Angelegenheit noch bizarrer macht: Dieser Peter Mayr hat sich die Wortmarke im südspanischen Alicante gesichert - Vorhang auf für den deutsch-österreichisch-spanischen Grußformel-Krieg.

"Wir verkaufen seit 2004 diese T-Shirts. Vorne steht 'Griaß di' drauf, hinten 'Pfiat di'." Das Hemd sei ein Verkaufsschlager, sagt Mayr, der Piefke. Immer wieder habe es Leute gegeben, die die gleiche Idee gehabt hätten, und irgendwann wollte er sich eben das Motiv schützen lassen. "Ein Jahr lang haben wir gebraucht, bis es grünes Licht gab." Nun ist Mayr der einzige, der in Europa süddeutsch von T-Shirts grüßen darf. Das "Patent" mit der Nummer 010118396 gilt nicht nur für Kleidung, sondern auch für Druckerzeugnisse aller Art, etwa Aufkleber, Magazine, Geschenkpapier und so weiter und so fort. Wer seine Mettwurst, Zahnbürste oder Glühlampe "Griaß di" nennen will, kann dies also ruhigen Gewissens tun.

Auch servus, ciao und hola sind vergeben

Zuständig für die Vergabe dieser Markenrechte ist das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt, Unterabteilung Marken, Muster und Modelle mit Sitz in Alicante. Wer Ideen, Wörter oder Produkte europaweit schützen lassen will, kommt an der Behörde nicht vorbei. 900 Euro hat es Mayr gekostet, die Rechte bis zum Jahr 2021 zu sichern. Es ist übrigens nicht die einzige Begrüßung, deren Benutzung geschützt ist: Auch servus, ciao und hola sind vergeben - wenn auch für Produkte, die man nicht unbedingt mit ihrem Namen in Verbindung bringt.

"Nachdem wir den Markenschutz hatten, haben wir die Konkurrenz beobachtet und zwei, drei Anbieter gefunden, die 'Griaß di' ebenfalls benutzen", sagt der Allgäuer Mayr. Denen will er dann eine Mail geschrieben haben, um auf seine Rechte hinzuweisen und es habe nie Probleme gegeben. "In mir aber hat er den Tiroler Kampfgeist geweckt", so Reindl. Letztlich habe er nur fünf bis sechs T-Shirts pro Woche verkauft, mit dem Gewinn konnte er ein paar Bier trinken gehen. So weit, so unschuldig. Und doch: Sein Anwalt Paul Torggler macht ihm Hoffnung. "Es ist gut möglich, dass den Prüfern in Alicante nicht bewusst war, die alltäglich der Gruß ist." Deshalb hält der Jurist es für denkbar, die Wortmarke wieder freizugeben.

Löschung der Wortmarke wird beantragt

Zwischen 4000 bis 5000 Euro kosten der entsprechende Antrag und die Bearbeitung. "Das ist natürlich viel Geld für so eine Lappalie", sagt Reindl, der die ganze Angelegenheit eigentlich österreichisch entspannt zu sehen versucht. Doch mittlerweile hat sich die Wirtschaftskammer Tirol der Sache angenommen und ist bereit, die Löschung der Wortmarke zu finanzieren. Und auch die Öffentlichkeit stellt sich hinter ihr Kulturgut "Griaß di". Etwa via Facebook, wo es natürlich bereits eine Gruppe gibt: "Rettet Griaß di" heißt sie und hat noch eine überschaubare Mitgliederzahl. Aber weil es im T-Shirt-Streit vor allem gegen die ungeliebten Deutschen geht, dürften sehr bald sehr viele Österreicher "Gefällt mir" drücken. Fortsetzung folgt.