Am Wochenende wird es ernst: Das deutsche Nationalteam tritt in München bei der Weltmeisterschaft der Bier-Sommeliers an. Beim Wein kennt man den Sommelier - aber beim Bier?
Farbe, Schaum, Trübung - das sind unter anderem die Faktoren, die sich die Sommeliers in einer Blindverkostung genau anschauen müssen und dann entscheiden: Ist das jetzt zum Beispiel ein Rauchbier oder ein Dunkler Bock? Auch Wissensfragen über wirtschaftliche und historische Aspekte rund ums Bier müssen beantwortet werden.
Am Ende stehen sechs Leute im Finale und sollen das Bier präsentieren: "Wie ein Galerist ein Kunstwerk vorstellt, so soll ein Sommelier ein Bier beschreiben", erklärt der Sprecher des Nationalteams, Martin Blickhan.
Dafür trainiert die deutsche Nationalmannschaft schon fleißig: "Das Team trifft sich seit über einem Jahr regelmäßig zu Online-Blindverkostungen, um die sensorischen Fähigkeiten auch über die Distanz gezielt zu trainieren", sagt Blickhan. Zweimal ging es für das Team aus 16 Männern und 3 Frauen ins Trainingslager.
Ob sich das viele Training auszahlt? Deutschland konnte bereits viermal den WM-Titel nach Hause holen und gehört daher auch dieses Jahr zu den Favoriten. "Wir fühlen uns fachlich bestens für die WM vorbereitet", sagt Blickhan.
Retten die Bier-Sommeliers die kriselnde Branche?
Für die schwächelnde Bierbranche können die Sommeliers eine Art Botschafter sein. Die Branche leide unter hohen Kosten und dem schwachen Konsumklima, erklärt der Hauptgeschäftsführer vom Deutschen Brauer-Bund (DBB). Dabei sei einiges in der Branche in Bewegung: Viele Brauereien vergrößerten ihr Portfolio, böten nun mehr Sorten an, alkoholfreies Bier werde immer populärer.

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Bier sei nicht nur ein Getränk, sondern ein Kulturgut mit einer faszinierenden Vielfalt an Aromen, Braustilen und Traditionen. "Biersommeliers sind die Experten, die diese Welt für Genießer, Gastronomen und die gesamte Branche erschließen", so Eichele. Er hofft, dass es bald in Restaurants einen Bier-Sommelier gibt, der zum Essen das passende Bier empfehlen kann - so wie es beim Wein in besseren Restaurants schon üblich ist.
Wermutstropfen: Viel Bier wird weggeschüttet
Wer Bier-Sommelier werden will, kann zum Beispiel einen zweiwöchigen Intensivkurs belegen. Um Geld geht es den Bier-Sommeliers nicht: "Die wenigsten verdienen damit Geld, das ist pure Leidenschaft", sagt Blickhan.
Doch wer denkt, ein Sommelier kann einfach ganz viel Bier trinken, dürfte jetzt enttäuscht sein. In Trainingszeiten machen sich die Sommeliers gut und gerne 20 Bier auf - nur um sie kurz zu probieren und dann wegzuschütten. "Es ist erstaunlich, wie wenig Bier man trinkt, um sich dem Bier zu nähern", sagt Blickhan.