Bahnverkehr Initiativen gegen Kostenexplosion bei Hannover – Hamburg

Die Pläne der Bahn für die Schnellstrecke Hamburg–Hannover sind umstritten. Foto: Philipp Schulze/dpa
Die Pläne der Bahn für die Schnellstrecke Hamburg–Hannover sind umstritten. Foto
© Philipp Schulze/dpa
Die Pläne der Deutschen Bahn für die Schnellstrecke Hamburg–Hannover sind umstritten. Was Bürgerinitiativen sagen.

Bürgerinitiativen warnen vor einer Kostenexplosion bei der Neubaustrecke Hannover – Hamburg. "Die Baukosten werden mit 8,804 Milliarden Euro angegeben, allerdings sind hier noch zahlreiche Baukosten- und Verzögerungsrisiken ausgeblendet. Die Gesamtwertprognose beinhaltet auch diese Risiken und die DB InfraGo berechnet hierfür 14,121 Milliarden Euro", schreibt der Projektbeirat Alpha-E aus Bohlsen im Landkreis Uelzen. 

Das Bundesverkehrsministerium hatte den Entwurf der Schnellstrecke entlang der A7 und durch die Lüneburger Heide zuletzt als wirtschaftlich eingeschätzt. Dem widerspricht die Initiative, die zudem mit einer Fertigstellung erst zwischen 2050 und 2063 rechnet - Verzögerungen über das angepeilte Jahr 2050 seien realistisch. Aus der Erfahrung vergangener Neubaumaßnahmen sei bekannt, dass viele Risiken wie Ressourcenengpässe nicht zu vernachlässigen sind. "Eine Fertigstellung erst im Jahr 2063 dürfte also keinesfalls unrealistisch sein", heißt es weiter. 

Eine Neubaustrecke, die frühestens in 25 Jahren, möglicherweise erst in 38 Jahren fertig sei, nütze nichts für die aktuellen Probleme der Überlastung. Für den Klimaschutz sei die Neubaustrecke zudem eine Katastrophe: "Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, Niedersachsen sogar bis 2040. Der Bau der Strecke würde die CO2-Bilanz also noch weit über den Zeitpunkt der angestrebten Klimaneutralität hinaus belasten, ohne dass es bis dahin irgendeine CO2-Einsparung gäbe." 

Die vom Projektbeirat genannten Bauzeiten seien falsch, hieß es von der Deutschen Bahn: "Der Neubau der Strecke wird deutlich schneller gehen als der Ausbau der bestehenden Strecke. Denn ein Ausbau müsste unter Betrieb auf engstem Raum vorgenommen werden – das kostet viel Zeit und damit auch mehr (Steuer-)Geld." 

Bahn setzt auf Neubau

Die Deutsche Bahn favorisiert die neue etwa 109 Kilometer lange ICE-Strecke seit langem, Bürgerinitiativen warnen vor Umweltzerstörungen in der Heide. Kritisch eingestellt ist auch die Landesregierung in Hannover. Wegen der Einschnitte in die Natur brauche man eine Raumverträglichkeitsprüfung, fordert Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD). 

Die Kritiker monieren, dass der vor zehn Jahren gefundene Kompromiss beim Dialogforum Schiene Nord für den Ausbau der Bestandsstrecken von der Bahn nicht eingehalten werde. Er wird Alpha-E-Kompromiss genannt und sieht unter anderem ein drittes Gleis zwischen Lüneburg und Uelzen vor. Die Belastung der Strecke liege heute bei 140 Prozent, führte ein Bahnsprecher an: "Daher sind die damaligen Ideen nach intensiver Prüfung für die heutigen Bedarfe unterdimensioniert."

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Was die CDU-Fraktion sagt

Die CDU-Fraktion im Landtag steht hinter dem erarbeiteten Kompromiss: "Alpha-E wurde gemeinsam mit den Menschen erarbeitet und ist schneller umsetzbar, finanziell sinnvoll und im Einklang mit allen Verkehrswegen gedacht. Genau deshalb halten wir daran fest. Niedersachsen braucht Lösungen, die wirken – nicht Milliardenrisiken, die über Jahrzehnte blockieren."

Die neuen Zahlen und Daten machen für den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Sebastian Lechner, klar: "Der teure und zeitlich unkalkulierbare Neubau ist ein Irrweg. Jahrzehnte Verzögerung, Kosten in astronomischen Höhen und eine Planung, die ohne echte Bürgerbeteiligung über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden wurde. Genau davor haben wir immer gewarnt."

dpa