Bevölkerung MV steuert auf niedrigste Geburtenzahl seit der Wende zu

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es einen neuen Baby-Mangel. Dieses Jahr droht die niedrigste Geburtenzahl seit der Wende. (Symbol
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es einen neuen Baby-Mangel. Dieses Jahr droht die niedrigste Geburtenzahl seit der Wende. (Symbolbild) Foto
© Philipp Schulze/dpa
Der neue Babymangel hat Auswirkungen auf die Infrastruktur: Geburtskliniken, Hebammen, Kitas. Wie soll es weitergehen?

Mecklenburg-Vorpommern bekommt immer weniger Babys. Dieses Jahr steuert das Land auf die niedrigste Geburtenzahl seit der Wende zu. Für die ersten sechs Monate meldet das Statistische Amt 4.159 Geburten - 420 weniger als im gleichen Zeitraum vorigen Jahres. Dies entspricht einem Rückgang von neun Prozent. Die Zahlen sind noch vorläufig. 

2024 war bereits die zweitniedrigste Geburtenzahl - 9.157 - seit der Wende verzeichnet worden. Bisher hält das Jahr 1994 den Negativ-Rekord mit 8.934 Neugeborenen. Dieses Jahr könnten es noch weniger werden, wenn sich der Trend aus der ersten Jahreshälfte fortsetzt. Beobachter gehen davon aus.

Elterngeld und kostenlose Kita - trotzdem weniger Babys

Nach einem längeren Aufwärtstrend ab der zweiten Hälfte der 1990er Jahre sinkt die Zahl der Geburten in MV seit 2016 wieder - trotz Elterngeld und kostenloser Kinderbetreuung von der Krippe bis zum Hort. Experten sehen als eine Hauptursache den dramatischen Geburtenknick nach der Wende - die damals nicht geborenen Kinder fehlen jetzt als Eltern.

Im Jahr 2016 erblickten laut Statistikamt 13.442 Babys im Nordosten das Licht der Welt. Zwischen 1996 und 2022 waren es jeweils mehr als 10.000 Neugeborene im Land.

Kita-Sterben befürchtet

Der neue Baby-Mangel hat Auswirkungen auf die Infrastruktur. Bei den Geburtenstationen in den Krankenhäusern und bei den Hebammen fallen Umsätze weg. Es gibt Befürchtungen für ein Kita-Sterben. Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband in MV plant die Landesregierung, bei sinkenden Kinderzahlen in einer Kita nur noch kleinere Flächen bei der Kostenerstattung für die Träger anzuerkennen. 

"Für viele Einrichtungen bedeutet das: Sie müssen einen Teil der Miet-, Energie- und Reinigungskosten selbst zahlen", hatte der Landesgeschäftsführer des Paritätischen, Dieter Eichler, kürzlich gesagt. Die Gebäude könnten nicht verkleinert werden. Ein Kita-Sterben drohe.

dpa

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