Gesellschaft und Soziales Mehr Fälle und Ausgaben - Jugendämter vor Herausforderungen

Der Bedarf an Kinder- und Jugendhilfe variiert in Rheinland-Pfalz regional teils sehr stark. (Archivfoto) Foto: Felix Kästle/dpa
Der Bedarf an Kinder- und Jugendhilfe variiert in Rheinland-Pfalz regional teils sehr stark. (Archivfoto) Foto
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Die Zahl der Fälle, in denen Jugendämter in Rheinland-Pfalz tätig werden, nimmt deutlich zu, es wird stetig mehr Geld in die Hand genommen. Gleichwertige Lebensverhältnisse sind dennoch weit entfernt.

Der Unterstützungsbedarf von Familien in Rheinland-Pfalz ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das schlägt sich in steigenden Fallzahlen für die vor allem kommunal getragene Kinder- und Jugendhilfe im Land nieder, wie aus dem in Mainz vorgestellten achten Kinder- und Jugendhilfemonitor für Rheinland-Pfalz hervorgeht. Gewährten die 41 Jugendämter im Land 2005 noch in rund 17.300 Fällen Hilfen in Familien, Heimen oder Pflegefamilien, waren es 2024 schon knapp 30.200 Fälle. 

Deutlich nach oben geht es nach Angaben des mit dem Bericht beauftragten Instituts für sozialpädagogische Forschung in Mainz auch mit den Ausgaben der Kommunen für Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe. 

Sie kletterten - ohne die Kosten für Kindertagesstätten - von rund 500 Millionen Euro 2015 auf 912 Millionen im vergangenen Jahr. Grob zeigt sich: Je höher die Kinderarmutsquote ist, desto größer sind die Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe. Heinz Müller, Geschäftsführer des Instituts, sagte, von gleichwertigen Lebensverhältnissen sei man trotz aller Bemühungen weit entfernt. 

Familienministerin Katharina Binz (Grüne) betonte, die Ergebnisse spiegelten die gesamtgesellschaftliche Entwicklung. Die Menschen stünden aus vielerlei Gründen unter Druck, gerade Familien spürten das. Binz verwies etwa auf gestiegene Lebenshaltungskosten, dadurch nötige längere Arbeitszeiten, die wiederum mit weniger Zeit in der Familie einhergingen. 

Der schwierige Wohnungsmarkt könne außerdem für beengte Wohnverhältnisse sorgen. Das alles prassele auf Familien ein, so entstehe Überforderung und Hilfebedarf. Umso wichtiger werde die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe, die eine "Chancen-Ermöglicherin" sei.

dpa

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