Die Welt wird nach Ansicht der Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Sabine Maur von vielen Menschen seit einigen Jahren zunehmend als bedrohlicher wahrgenommen. "Die Weltlage ist ja tatsächlich auch bedrohlicher. Es gibt eine viel größere Instabilität, mehr Kriege, die auch näher an uns herangerückt sind und die Klimakatastrophe im Hintergrund", sagte Maur der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Dazu komme eine Verunsicherung vieler Menschen, weil die Wirtschaftslage nicht mehr so gut sei.
"Wir sind auch viel, viel stärker als früher mit Medienberichten konfrontiert über schlimme Taten und Vorfälle, weil die sozialen Medien dazugekommen sind", sagte die Psychologin. Viele Berichte seien zudem tendenziös und ließen Migranten häufiger als Täter erscheinen, als dies der Statistik entspreche. "Und dann wird das vor allem von rechtsextremen Gruppierungen noch gezielt befeuert, deren Ziel es ist, zu einer zunehmenden Destabilisierung der Gesellschaft beizutragen."
"Wovor Frauen Angst haben, sind Männer"
Frauen hätten schon immer Angst gehabt, sich nachts allein in der Öffentlichkeit zu bewegen. "Wovor sie vor allem Angst haben, sind Männer. Und besonders Männer in Gruppen oder alkoholisierte Männer", betonte Maur. Daran habe sich in den vergangenen Jahren nichts geändert. Eine frauenfreundliche Politik könne an den Ängsten der Frauen im öffentlichen Raum viel ändern. "Die Konzepte aus der Kriminalprävention liegen schon lange auf dem Tisch."
Schlecht beleuchtete oder einsame Orte seien besonders problematisch. "Und dann gibt es Hotspots, wie die Bahnhofsgebäude und Vorplätze, weil sich da häufig viele Menschen zusammenfinden, die als bedrohlich wahrgenommen werden in der Kombination mit schwerem Drogenmissbrauch, auffälligem oder aggressivem Verhalten", stellte die Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer fest. Aber auch: "In Rheinland-Pfalz haben wir zum Glück sehr wenig Großstädte, wo das ein gehäuftes Problem ist."