Anschlag auf Weihnachtsmarkt Ein Jahr nach Anschlag: Magdeburg gedenkt der Opfer

Regina Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin der Stadt Magdeburg, trägt in der Johanniskirche eine Kerze beim Gedenkgottesdienst
Regina Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin der Stadt Magdeburg, trägt in der Johanniskirche eine Kerze beim Gedenkgottesdienst. Foto
© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Der Anschlag dauerte nur eine Minute und vier Sekunden. Sechs Menschen starben, mehr als 300 wurden verletzt. Beim Gedenken ein Jahr wird aber auch die riesige Hilfsbereitschaft hervorgehoben.

Genau ein Jahr nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt dreht sich kein Karussell, es wird kein Glühwein ausgeschenkt – die Stadt erinnert an die sechs Toten und Hunderte Verletzten. Zum Auftakt des Gedenktags kamen am Vormittag bei einem Gottesdienst in der Magdeburger Johanniskirche auch ein Notfallseelsorger, ein Arzt und eine Betroffene zu Wort. Sie hoben den Zusammenhalt und die große Hilfsbereitschaft an dem Anschlagsabend hervor. 

Die Betroffene sagte: "Eins hat es uns gezeigt: Wir sind füreinander da, wir halten zusammen und stehen für uns ein. Wir lassen uns trotz der schrecklichen Tat unsere Weihnachten nicht nehmen." 

Binnen einer Minute und vier Sekunden habe sich alles geändert. Gerade noch hätten bunte Lichter, Karusselle, leuchtende Kinderaugen, Sorglosigkeit und Düfte von Glühwein und Gebäck das friedliche Bild bestimmt. Dann wurden durch das Täterfahrzeug Menschen herumgeschleudert, ein Chaos brach aus. "Die Schreie sind bis heute in den Köpfen", sagte die Betroffene. 

Die Stadt habe das Glück gehabt, dass viele Menschen vor Ort gewesen seien, die nicht gezögert hätten, zu helfen: Passanten, Feuerwehrleute, Krankenschwestern, Pflegekräfte und Ärzte. "Mein persönlicher Dank geht an alle Retter."

Bundeskanzler bei Gedenkveranstaltung erwartet

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Für den Abend ist eine Gedenkveranstaltung mit Betroffenen und Angehörigen von Opfern des Anschlags geplant. Dazu wird Bundeskanzler Friedrich Merz erwartet. Er will dort eine Rede halten und auch einen Kranz vor der Johanniskirche niederlegen. Erwartet wird auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU). 

Danach soll eine Lichterkette um den Alten Markt gebildet werden. Um 19.02 Uhr, zur Tatzeit vor einem Jahr, läuten die Kirchenglocken der Stadt. Der Weihnachtsmarkt bleibt heute geschlossen.

Sechs Tote und mehr als 300 Verletzte

Am 20. Dezember 2024 war ein 50-Jähriger aus Saudi-Arabien mit einem Mietwagen mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde durch die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gefahren. Ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren kamen ums Leben. Mehr als 300 weitere Menschen wurden verletzt. Gegen den Todesfahrer läuft derzeit der Strafprozess am Landgericht Magdeburg. Der Mann hat die Tat gestanden.

Die Aufarbeitung des Anschlags läuft vor Gericht und im Landtag

Der Todesfahrer hatte im vergangenen Jahr eine breite Lücke zwischen Absperrungen genutzt, um auf den Weihnachtsmarkt zu fahren. Für dieses Jahr wurden die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verstärkt. Nach Diskussionen entschied sich die Stadt, den Weihnachtsmarkt wieder am selben Ort stattfinden zu lassen.

Zur Aufarbeitung des Geschehens hat der Landtag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der sich unter anderem mit Genehmigungen und Zuständigkeiten befasst hat. Thema ist auch der Lebenslauf des Täters, der sich selbst als Aktivist für die Rechte saudischer Frauen sieht und vielfach in Konflikt mit Behörden geriet. Bis zum Anschlag arbeitete er als Psychiater im Maßregelvollzug für psychisch kranke Straftäter in Bernburg.

dpa

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