Eigener Job, eigenes Geld: Für viele Jugendliche und junge Erwachsene bot der sächsische Arbeitsmarkt in der Vergangenheit gute Chancen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei kam ihnen zugute, dass viele Fachkräfte in Rente gehen. Doch inzwischen ist die junge Generation wieder häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Dann rächt es sich, wenn Schulabschluss oder Berufsausbildung vergeigt wurden.
Jeder 10. Arbeitslose ist unter 25
Jeder zehnte Arbeitslose in Sachsen war zuletzt nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit jünger als 25 Jahre. Demnach waren im Oktober rund 15.200 junge Erwachsene arbeitslos gemeldet. Das waren fast 1.200 oder 8,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit war der Zuwachs binnen Jahresfrist kräftiger als bei der Arbeitslosigkeit insgesamt (plus 5,8 Prozent).
Ein Blick in die Statistik zeigt zudem, dass sich der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit schon länger hinzieht. Im Jahresschnitt war die absolute Zahl zuletzt nur 2013 höher. Damals waren noch mehr als 16.000 junge Menschen arbeitslos gemeldet.
Doch wie kommt es dazu? Ein Grund für den Anstieg sei die aktuell schwierige Lage vieler Betriebe, heißt es seitens der Regionaldirektion. Aufgrund ihres Alters, geringer Berufserfahrung und kurzer Betriebsdauer hätten Jüngere ein höheres Risiko, arbeitslos zu werden. Wer zuletzt eingestellt wurde, müsse häufig als Erstes gehen. Gehen Aufträge mangels Konjunktur zurück, sinkt zudem die Bereitschaft von Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen.
Ausländeranteil unter jungen Arbeitslosen gestiegen
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Und noch eine weitere Entwicklung hat den Experten zufolge die Jugendarbeitslosigkeit erhöht: der Zuzug von Flüchtlingen. Lag in Sachsen der Ausländeranteil bei jungen Arbeitslosen 2015 im Jahresverlauf noch bei rund 6 Prozent, war es im vergangenen Jahr fast ein Drittel (32,1 Prozent).
"Jugendarbeitslosigkeit hat viele Ursachen – am besten verhindert sie Qualifikation", betont der Chef der Regionaldirektion, Klaus-Peter Hansen. "Eine abgeschlossene Berufsausbildung bleibt der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Und auch wenn der Arbeitsmarkt schwächelt, werden Fachkräfte weiterhin dringend gesucht."
Bessere Chancen mit Berufsabschluss - und höhere Einkommen
Menschen ohne Berufsabschluss sind demnach häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Sorgen bereitet daher, dass in Sachsen jeder dritte Ausbildungsvertrag vorzeitig aufgelöst wird - mit steigender Tendenz. Das Gros der jungen Arbeitslosen hat den Angaben zufolge keinen Berufsabschluss. Für diese Menschen stünden die Chancen, nachhaltig auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, weniger gut als für Fachkräfte.
Hinzu kommt, dass eine Ausbildung höhere Einkommen verspricht als eine Tätigkeit ohne Berufsabschluss. Die Differenz liege im Schnitt bei rund 500 Euro, so die Regionaldirektion. Zu Spezialisten mit Meisterbrief oder Experten mit akademischem Abschluss ist der Unterschied noch weitaus höher. Fazit der Experten: "Auch wenn der gesetzliche Mindestlohn steigt, bleibt die Berufsausbildung der Schlüssel für gute Arbeitsmarktchancen."