Die Zahl der offiziell gemeldeten Prostituierten ist in den vergangenen Jahren in Sachsen gestiegen. Zum Jahresende 2024 waren 988 Prostituierte bei den Behörden registriert, wie aus einer Antwort des Sozialministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Katja Meier hervorgeht. Das waren den Angaben nach etwa 60 mehr als 2023 (927) und etwa 120 mehr als 2022 (869). Die meisten Sexarbeiterinnen waren in Dresden (280) und Chemnitz (241) angemeldet, die wenigsten in Görlitz (2) und Zwickau (37).
Beratungsstellen erfassen weit mehr Kontakte
Dabei handelt es sich lediglich um die offiziellen Registrierungen. Die Zahlen zu den freiwillig in Anspruch genommen Angeboten der beiden geförderten Beratungsstellen Leila und Daria liegen deutlich höher. Allein durch digitale "aufsuchende Arbeit" verzeichneten sie laut Sozialministerium 2024 über 1.400 Kontakte. Hinzu kamen rund 430 Beratungen vor Ort und rund 450 Streetworker-Kontakte.
"Die Diskrepanz zwischen den offiziellen Zahlen der Staatsregierung und der Realität der Beratungsstellen ist beunruhigend", sagte die Abgeordnete Meier. Das belege ein erhebliches Dunkelfeld. Die sehr niedrigen Zahlen aus Görlitz lassen laut Meier zudem auf ein massives Defizit bei der Erfassung schließen.
Bürokratische Hürden treiben in die Illegalität
Meier wies auch auf eine Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes auf Bundesebene hin. Diese zeige klar, dass sich viele Sexarbeitende aus Angst vor Stigmatisierung, Datenschutzbedenken oder ausländerrechtlichen Gründen nicht registrierten. "Hinzu kommen bürokratische Hürden, die Menschen in die Illegalität treiben und so ihre Schutzlosigkeit erhöhen können", sagte Meier. Das Risiko einer Abwanderung in die Illegalität müsse stärker in den Blick genommen werden.
Sexarbeiterinnen müssen sich nach dem Prostituiertenschutzgesetz seit 2017 registrieren lassen und ein allgemeines Informations- und Beratungsgespräch absolvieren. Auch regelmäßige gesundheitliche Beratungen sind vorgeschrieben. Das Gesetz soll sie stärker vor Ausbeutung und Zwang schützen.
In Sachsen ist Prostitution in Gemeinden mit bis zu 50.000 Einwohnern weiterhin verboten. Anmeldungen sind daher nur in Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau, Plauen und Görlitz möglich.