Die Kapelle des enteigneten Schlosses Reinhardsbrunn ist fertig saniert und öffentlich zugänglich. Die benachbarte Stadt Friedrichroda kann die 1874 erbaute neuromanische Schlosskapelle nun als Veranstaltungsort nutzen, wie Staatskanzlei und Infrastrukturministerium zur Eröffnung mitteilten.
In einem bis dahin in Deutschland einzigartigen Verfahren ist das Schloss mit Kapelle und Park im Landkreis Gotha 2021 in das Eigentum Thüringens übergegangen. Das Land hatte die Enteignung angestrebt, da der vorherige Besitzer das bedeutende Denkmal dem Verfall überließ. Seither hat das Land rund acht Millionen Euro in die Sanierung und den Erhalt von Schloss, Park und Kapelle gesteckt. Ziel ist es, die Anlage zu beleben. Nutzungsmöglichkeiten etwa als Übernachtungsstätte mit Gastronomie oder als Bildungs- und Veranstaltungsort stehen im Raum.
Voigt: Enteignung nötig zur Wahrung von kulturellem Schatz
"Die Enteignung und die Sicherung der Schloss-Anlage waren ein notwendiger Schritt, damit wir diesen kulturellen Schatz nicht verlieren", sagte Ministerpräsident Mario Voigt (CDU). Er lobte den Einsatz etwa von Ehrenamtlichen, Fachleuten und Handwerkern zur Sicherung der Kapelle. "Mit der Kapelle ist nun der erste Meilenstein geschafft – sie wird künftig vielfältig nutzbar sein und Reinhardsbrunn mit neuem Leben erfüllen. Jetzt geht es darum, das gesamte Ensemble als kulturelles Kleinod lebendig zu halten."
Infrastrukturminister Steffen Schütz (BSW) betonte zur Eröffnung der Kapelle: "Der Bau, der historisch nur für wenige Privilegierte gedacht war, verbindet sich jetzt mit der offenen Gesellschaft von heute."
Blaue Glasscheiben mit weißen Sternen
Bei der Sanierung der Kapelle wurden etwa Natursteine der Fassade und im Inneren gereinigt und ausgebessert. Das Schieferdach wurde erneuert, 162 blaue Glasscheiben mit weißen Sternen an der Decke wurden bruchsicher nachgerüstet, Putz und Stuck wurden restauriert, Bodenplatten gegossen.
Schloss Reinhardsbrunn war in seiner heutigen Form zwischen 1827 und 1835 entstanden und auf der Ruine des Hausklosters der Thüringer Landgrafen errichtet worden. Es zählt zu den bedeutendsten Schlossanlagen der Neugotik in Thüringen.