Darf jemand festlegen, wen ein Mensch im Alltag berühren muss? Das wird aktuell in der Schweiz diskutiert. In einigen Teilen der Schweiz ist es üblich, dass Schüler ihre Lehrer vor dem Unterricht mit einem Händedruck begrüßen. In Deutschland erscheint dieser Brauch undenkbar, doch im Nachbarland gehört das zur Kultur.
Was schon hierzulande seltsam anmutet, ist anderen Kulturen erst recht fremd: Zwei muslimische Schüler hatten sich geweigert, ihre Lehrerin in der Schweiz mit einem Händedruck zu begrüßen. Die Frau beschwerte sich, da sie sich diskriminiert fühlte.
Keine Frau berühren - bis auf die eigene
Nun haben die Schüler selbst erklärt, was es mit ihrer Entscheidung auf sich hat. Dabei handele es sich keineswegs um eine Diskriminierung der Frau, im Gegenteil, sagten sie der "Sonntagszeitung". Die Verweigerung des Händedrucks solle die Würde der Frau nicht verletzten sondern vielmehr schützen: "Wir orientieren uns an Prophet Mohammed. Er ist unser Vorbild. Und er hat nie Frauen berührt - außer seine eigene", erklärt der jüngere der beiden Brüder.
Die Schüler gaben an, sie wollen niemanden provozieren, sondern ihren Glauben leben. Die Schweizer Kultur wollen sie respektieren, sagen sie, sich an Gesetze halten und sich so gut wie möglich integrieren. "Aber wir haben ja auch unsere eigene Kultur. Die können wir nicht einfach löschen, so wie man das etwa mit einer Festplatte tun kann", sagten sie der Zeitung. Demnach sehen sie sich von Medien und Politikern schlecht behandelt. Der ältere Bruder findet: "Der Fall wird benutzt, um Stimmung gegen Muslime zu machen."
Schweizer sind sich uneins
Ereignet hatte sich der Vorfall im November an einer Schule in Therwil. Die Lehrerin beschwerte sich nach dem verweigerten Handschlag bei der Schulleitung. Doch die findet nichts an der Entscheidung der Schüler: Man könne schließlich niemanden zwingen, einen anderen Menschen zu berühren. Der Präsident des Lehrerverbandes, Beat Zemp, zeigte sich indes unzufrieden mit der Entscheidung der Schulleitung. "Ich hätte als Schulleiter sicherlich anders entschieden. Der Händedruck ist Teil unserer Kultur", findet er.