Schweiz Muslimische Schüler dürfen Lehrerin Handschlag verweigern

Die Empörung in der Schweiz ist groß: Zwei muslimische Schüler verweigern ihrer Lehrerin den Handschlag, die Frau fühlt sich diskriminiert. Doch die Schule erlaubt das Verhalten.

Der Vorfall ereignete sich im vergangenen November an einer Schule im schweizerischen Therwil: Plötzlich weigerten zwei muslimische Schüler sich, ihrer Lehrerin die Hand zu geben. Die Jugendlichen gaben dafür religiöse Gründe an. Die Frau fühlte sich diskriminiert und meldete den Vorfall der Schulleitung. Die wiederum hatte gegen das Verhalten der jungen Muslime keine Einwände und toleriert die Weigerung.

Am Wochenende wurde der Fall publik, als die Zeitung "Schweiz am Sonntag" davon berichtete. Seither hat die Debatte über Verhalten und Integration von Muslimen in der Schweiz noch mal an Fahrt gewonnen. Es gab und gibt massive Kritik an der Entscheidung der Schule, die Weigerung der Schüler zu akzeptieren.

Justizministerin schaltet sich ein

Sogar die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga schaltete sich ein: "Dass ein Kind der Lehrperson die Hand nicht gibt, das geht nicht." Beat W. Zemp, Präsident des Lehrerverbandes, kritisierte: "Ich hätte als Schulleiter sicherlich anders entschieden. Der Händedruck ist Teil unserer Kultur."

Die offiziellen Vertreter der Muslime sehen den Fall nicht ganz so eindeutig. Montassar Benmrad, Präsident des islamischen Dachverbandes, sagte zwar, der Islam erlaube einen Händedruck zwischen Mann und Frau. Ein verweigerter Händedruck sei in der Schweiz ein Zeichen der Respektlosigkeit. Aber: "Dass es wegen einzelner Schüler wirklich eine offizielle Rechtsmeinung und eine Anpassung des Schulreglements braucht, scheint mir unverhältnismäßig".

Schule bleibt vorerst bei Entscheidung

Nach Tagen der öffentlichen Aufregung meldete sich jetzt der Rektor der Schule zu Wort und verteidigte die umstrittene Vereinbarung. Man habe mit Schülern, Eltern und Lehrern gesprochen und den Kompromiss vereinbart, sagte Jürg Lauener: "Wir haben das Gespräch mit allen Beteiligten gesucht."

Die Schule will vorerst bei ihrer Regelung bleiben und ein Gutachten der Kanton-Schulbehörde abwarten. Sollte diese zu dem Schluss kommen, dass ein verweigerter Handschlag auch aus religösen Gründen nicht hinzunehmen sei, will sie ihre Entscheidung zurücknehmen.

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Dieser Muslim vertraut uns blind - wir ihm auch?