Es ist der vorläufige Höhepunkt einer seit Monaten anhaltenden Entwicklung. Durch zahllose Missbrauchsfälle in Schulen und Internaten ist das Vertrauen der Gläubigen in die katholische Kirche nachhaltig gestört. Dass mit Walter Mixa nun erstmals auch in Deutschland ein Bischof derartigen Vorwürfen ausgesetzt ist, nennen selbst Kirchen-Offizielle einen "Super-Gau". Der von Papst Benedikt akzeptierte Rücktritt des bisherigen Augsburger und Militärbischofs beschließt die Karriere eines streitbaren Kirchenmannes, dessen Verfehlungen zuletzt Schritt für Schritt an die Öffentlichkeit drangen: geprügelte Heimkinder, veruntreute Gelder, jetzt die Ermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eines Jungen. Stets hat der Oberhirte alle Vorwürfe zurückweisen lassen, um sie wenig später doch zugeben zu müssen. Die Chronologie des Endes einer Kirchenkarriere.
31. März
Mixa soll vor mehr als 30 Jahren als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen in einem Kinderheim Mädchen und Jungen geschlagen haben. Laut "Süddeutscher Zeitung" liegen eidesstattliche Erklärungen von sechs Betroffenen über Ohrfeigen, Fausthiebe und Schläge auf das Gesäß vor. Mixa weist die Vorwürfe zurück.
1. April
Mixa bietet ein Gespräch an und erklärt: "Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe." Die Laienorganisation "Wir sind Kirche" fordert ihn auf, sein Amt bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen.
7. April
Das Kuratorium der Waisenhausstiftung in Schrobenhausen setzt einen Rechtsanwalt als Sonderermittler ein.
12. April
Der Ermittler prüft auch mögliche finanzielle Unregelmäßigkeiten. Die "Augsburger Allgemeine" berichtet, Mixa habe als Kuratoriumsvorsitzender Antiquitäten im Wert von 70.000 Mark nicht satzungsgemäß angeschafft.
15. April
Die Leitung des Kinderheims entschuldigt sich schriftlich bei mutmaßlichen Prügel-Opfern.
"Die eine oder andere Watschn" ist nicht auszuschließen
16. April
Mixa räumt erstmals Schläge ein und erklärt, dass er "die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann." Der Sonderermittler bestätigt den Verdacht der "satzungswidrigen Verwendung" von Stiftungsmitteln.
20. April
Mixa erklärt, es tue ihm leid, dass er vielen Menschen Kummer bereitet habe: "Ich bitte um Verzeihung."
21. April
Robert Zollitsch, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, sagt, in Gesprächen mit Mixa habe man überlegt, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne". Der Bischof bietet daraufhin dem Papst seinen Rücktritt an.
7. Mai
Gegen Mixa wurden Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eingeleitet, bestätigt das bayerische Justizministerium. Nach einem Bericht der "Augsburger Allgemeinen" beziehen sich die Ermittlungen auf Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt zwischen 1996 und 2005. Die Kirche selbst soll die Staatsanwaltschaft über den Verdacht informiert haben.