Eigentlich, sagt die Frau im Zeugenstand, sei sie froh gewesen, einen Pflegehelfer wie Manuel W. in ihrem Team zu haben. Vier Jahre lang, bis Mitte 2020, leitete sie den Pflegedienst im Heim Am Doventor in der Bremer Bahnhofsvorstadt. Die meiste Zeit sei sie damals damit beschäftigt gewesen, Lücken im Dienstplan zu füllen. Zu wenig Personal, zu viele Ausfälle, zu viele Kündigungen. Fast jeden Morgen habe sie Leihfirmen anrufen und um Hilfe bitten müssen.
"Man musste nehmen, was man kriegen konnte", sagt die Zeugin. Die Leihkräfte, von denen viele nur ein paar Tage oder Wochen blieben, seien oft keine große Hilfe gewesen. Manche hätten kaum Deutsch verstanden. Manche hätten Musik gehört, mit Stöpseln in den Ohren, während sie die Bewohner wuschen. Manche hätten Medikamente, die für die Patienten vorgesehen gewesen seien, einfach selbst eingenommen. Manche hätten nur rumgesessen und auf ihr Handy gestarrt. Manuel W. aber sei anders gewesen.
Er habe kompetent gewirkt, wie jemand, auf den man sich verlassen kann, auch wenn es ernst wird. Zum Bewerbungsgespräch habe er ein Dokument mitgebracht, das ihm bescheinigte, andere in Erste-Hilfe-Maßnahmen schulen zu können. Ein Helfer, geübt in Notfällen, das klang für sie nach einem Glücksfall.
Und die Notfälle kamen bald.