Das Verhältnis zwischen dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und der privaten Konkurrenz Meteomedia von Jörg Kachelmann kühlt sich dramatisch ab. Im Streit um Unwetterwarnungen hat das Kölner Landgericht dem DWD die Behauptung nun untersagt, Meteomedia warne mehr als nötig, um in den Medien die Quote zu steigern. Eine entsprechende einstweilige Verfügung sei am Freitag erlassen worden, sagte jetzt ein Gerichtssprecher.
Kachelmann reagierte auf die Kritik jetzt mit dem Vorwurf, der DWD wolle "eine Art Privat-DDR" errichten, in der die Behörde immer Recht habe. Er sei zuversichtlich, dass die Regierung "diese seltsame Behörde" genauer unter die Lupe nehmen werde.
DWD-Vorstand Hans-Gerd Nitz bekräftigte am Montag in Offenbach den alleinigen gesetzlichen Auftrag seines Hauses, amtliche Warnungen vor Wettergefahren herauszugeben.
Bei einem Extremwetter-Kongress vor einem Monat hatte der DWD ein Monopol für Unwetterwarnungen gefordert, da "ein verwirrendes Chaos sich widersprechender Warnungen" Menschenleben gefährden könne. 90 Prozent der privaten Wetterfirmen verbreiteten die amtlichen Warnungen des nationalen Wetterdienstes, einige wenige gingen aber noch immer ihre eigenen Wege, hatte der DWD kritisiert.
Éine Behörde "außer Rand und Band"
Kachelmann als Gründer und Geschäftsführer von Meteomedia wies den Vorwurf zurück, Wettergefahren unnötig zu dramatisieren. Er hielt dem DWD frühere Fehlleistungen wie beim Orkan "Lothar" oder der Elbeflut vor. Die Behörde wirke wie "außer Rand und Band", sagte der Betreiber der "Unwetterzentrale".
DWD-Vorstandsmitglied Nitz sagte hingegen: "Unser Appell an die privaten Wetterfirmen, bei Unwetterwarnungen mit einer Zunge zu sprechen, das ist uns nicht untersagt worden." Überhaupt sei Kachelmann mit der Mehrzahl seiner Anträge gegen den DWD vor Gericht gescheitert. Er versuche immer wieder klar zu machen, dass es einen Markt für Unwetterwarnungen gebe. "Den gibt es natürlich nicht. Im Gesetz über den Deutschen Wetterdienst steht drin, dass wir die amtlichen Warnungen zu verbreiten haben." Der DWD habe dabei an die Privaten appelliert, diese Unwetterwarnungen zu übernehmen, was viele ja auch machten.
Dem DWD pfeift schon länger ein schärferer Wind um die Ohren. So hatten Bundesfinanz- und verkehrsministerium, als übergeordnete Behörde, dem Dienst 2003 einen harten Sparkurs verordnet. So muss der DWD bis 2010 seine Mitarbeiterzahl von 3400 um 1000 reduzieren.
Im Jahr zuvor wurde dem DWD die ARD-Wettervorhersage Wegen einer Kommunikationspanne wurde die Warnung vor dem Sturm "Anna" nicht an den Hessischen Rundfunk weitergegeben. Die vom HR produzierten Wetterberichte von Tagesschau und Tagesthemen hatten folglich keine Sturmwarnung verbreitet. Bei dem Sturm waren drei Menschen ums Leben gekommen. Die ARD hatte wegen der Panne, ihre Wettervorhersage an Kachelmanns Meteomedia vergeben.