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Es surrt, dann öffnet sich die Tür zur größten Kinderintensivstation des Landes, der Station 67 der Medizinischen Hochschule Hannover.
Ein langer Flur, an den Wänden bunte Fantasiewesen, geformt wie Stethoskope und Pillen.
Es ist Anfang Januar 2024. Neun Kinder ringen hier gerade um ihr Leben. Bei einem 14-jährigen Mädchen ist es der Darm, stark entzündet, einen Teil mussten sie schon herausoperieren. Gleich mehrere Säuglinge haben schwerste Herzprobleme. Und ein Junge, vier Monate, leidet an Influenza, mehrere Organe sind betroffen, unter anderem hat die Leber versagt.
Durch die offenen Türen sieht man Pflegerinnen, die sich über Betten beugen, die Maschinen piepsen und schnauben, es riecht nach Desinfektionsmittel.
Die meisten Kinder bringt der Zufall an diesen Ort
Wer zum ersten Mal die 67 betritt, den absorbieren die Eindrücke. Man sieht Eltern an den Betten wachen; tritt man näher, sieht man die Gesichter der Kinder, manche wirken, als würden sie friedlich schlafen, andere sind aufgedunsen, ihre Lider geschwollen.
Notfall Kindermedizin
Der stern berichtet in einem Schwerpunkt zur Krise in den Kinderkliniken. Auf unserer Website, unter www.stern.de/kindermedizin, finden Sie weitere Interviews, Reportagen und Videos zum Thema.
Was muss passieren?
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Es gibt wohl kaum einen sinnvolleren Ort, den der Mensch mit seiner Nächstenliebe erschaffen hat, als eine Kinderintensivstation. Jahrhunderte medizinischer Erfahrung haben diesen Ort erst möglich gemacht. Stück für Stück hat man den kindlichen Körper entschlüsselt, hat verstanden, dass er anders funktioniert als ein erwachsener. Hat Maschinen gebaut, die auch kleine Herzen und Lungen ersetzen können, hat gelernt, selbst winzige Gefäße zu verlegen, Organe auszutauschen und vieles mehr – all das zu diesem einen Zweck: Kinderleben zu retten.
Die meisten Kinder bringt der Zufall an diesen Ort. Ein Fahrradunfall auf dem Weg zur Kita, ein unaufmerksamer Moment auf einer Gartenparty mit Teich, häufig eine angeborene Erkrankung oder ein Infekt.

Wenn man mit seinem Kind auf der 67 ist, schrumpft der Sinn des elterlichen Lebens auf eine einzige Frage zusammen: Wird mein Kind überleben?
Eines scheint dabei gewiss: Wenn es um ein Kinderleben geht, dann wird in diesem Land alles getan, dann mangelt es an nichts, weil ja nichts wichtiger ist als ein Kinderleben.
Ist das so?