10.000 Euro netto haben Niklas, 40, und seine Freundin, 32, jeden Monat zur Verfügung. Beide sind erfolgreich in ihrem Job, ihre Freizeit verbringen sie gern mit Freunden oder kochen aufwendige Gerichte. Für Außenstehende scheint ihr Leben perfekt zu sein. Wäre da nicht die Sache mit der Wohnung.
Die beiden wohnen aktuell im Stadtteil Prenzlauer Berg. 940 Euro warm für 60 Quadratmeter, Altbau mit Stuck und hohen Decken. Doch das Haus soll abgerissen werden, im Frühjahr 2025 müssen sie ausziehen.
Schon jetzt machen sie sich auf die Suche, denn von Freunden und Bekannten wissen sie, wie lange das dauern kann. Auf allen gängigen Portalen haben sie Suchalerts angelegt.
Niklas erzählt, während seiner Arbeit hat er immer seinen privaten Laptop aufgeklappt neben sich stehen. Er hat ein Browser-Plugin installiert, das regelmäßig die Seite aktualisiert. So verpasst er keine neue Anzeige. Ein bisschen wie damals, als die neue Playstation rauskam, sagt er und lacht.
"Warum wollen Sie umziehen?" Die Antworten auf diese Frage sind so vielfältig und spannend wie der Wohnungsmarkt selbst. In dieser Serie lässt der stern jede Woche Menschen erzählen, warum sie eine neue Wohnung suchen.
Doch die Sache ist ernst. Niklas glaubt, innerhalb der ersten Minuten müsse man direkt eine Nachricht an den Anbieter schicken, damit man eine Chance hat. Denn viele Anzeigen würden schon nach weniger als einer Stunde wieder offline genommen werden. So groß ist der Andrang.
Niklas ist sehr erfolgreich in der Kreativbranche. Das zeigt sich auch bei der Wohnungssuche. Um noch bessere Chancen zu haben, will er einen Chatbot programmieren. Der soll in Zukunft für ihn die neu reinkommenden Anzeigen scannen. Wenn die gewisse Kriterien wie Preis (bis 1200 Euro warm), Größe (60-70 Quadratmeter, zwei Zimmer) und Lage (am besten Prenzlberg) erfüllen, soll der Bot automatisch eine Nachricht versenden.
5000 Euro würden Niklas und seine Freundin demjenigen zahlen, der für sie eine Wohnung findet. Doch bisher haben sich kaum Leute gemeldet. Ein Handwerker schrieb ihnen vor wenigen Tagen, durch seinen Job wisse er, wo gerade Wohnung renoviert werden und leer stehen, er könne ihnen da gern behilflich sein. Wirklich seriös fanden sie das Angebot nicht.

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Auch analog suchen die beiden. So gehen sie abends nach der Arbeit durch den Stadtteil und schauen sich die Klingelschilder an. Wenn eines nicht belegt ist, klingeln sie bei einem der Nachbarn, damit sie ins Haus kommen. Dort finden sie dann raus, welche Hausverwaltung zuständig ist. Spätestens am nächsten Tag bekommt die dann einen Anruf oder eine Mail, ob die Wohnung ohne Klingelschild noch zu haben ist.
Erst kürzlich sind sie abends wieder von Hausaufgang zu Hausaufgang gelaufen. Da kam eine Polizeistreife vorbei. Niklaserzählt, die hätten sie nur gemustert und seien dann weitergegangen. Ein bisschen kriminell hätten sie sich da schon gefühlt - dabei suchen sie nur eine Wohnung.
Suchen auch Sie eine neue Wohnung und wollen Ihre Umzugsgeschichte erzählen, gern auch anonym? Haben Sie Kritik, Anregungen, Wünsche an die Serie? Schreiben Sie der Autorin eine E-Mail an: klebe.freya@stern.de