Jeder vierte gesetzlich Krankenversicherte hat laut einer Studie der Krankenkasse AOK Schwierigkeiten, Informationen des Arztes eigenverantwortlich umzusetzen. "Selbst Akademiker haben Probleme, gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen", sagte der Chef des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, der "Rheinischen Post".
"Wir müssen feststellen, dass das Bild vom souveränen Patienten Kratzer bekommen hat." Er nannte die Ergebnisse überraschend und forderte, gesundheitliche Bildung auch im Schulunterricht stärker zu verankern.
Insgesamt ist es laut der Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK um das Gesundheitswissen der Versicherten nicht gut bestellt: 60 Prozent der Deutschen weisen demnach eine "problematische" oder "unzureichende" Gesundheitskompetenz auf.
Ausgezeichnet informiert sind die wenigsten
Nach Angabe des Instituts ist es die erste repräsentative bundesweite Befragung zur Gesundheitskompetenz der Deutschen. Defizite im Gesundheitswissen stellte die Studie bei fast 60 Prozent der gesetzlich Versicherten fest. Ausgezeichnet informiert seien nur sieben Prozent.
Befragt wurden für die Untersuchung zwischen Dezember 2013 und Januar 2014 per Telefon insgesamt 2010 gesetzlich Versicherte ab 18 Jahren. Demzufolge 37 Prozent der Befragten nur schwer beurteilen, ob eine Zweitmeinung einzuholen ist oder nicht.
"Kauderwelsch der Gesundheitsberufe"
Die Wissensdefizite haben auch finanzielle Folgen. Weniger kompetente Menschen verhalten sich risikoreicher, nehmen Angebote zur Prävention und Früherkennung zu wenig in Anspruch und verursachen höhere Behandlungskosten. Nach Schätzungen schlägt das laut AOK mit bis zu 15 Milliarden Euro Mehrausgaben zu Buche.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht die Ursache des Problems im "Kauderwelsch der Gesundheitsberufe". Durch Bildung der Bevölkerung mehr Gesundheitskompetenz zu erreichen, sei die einfache, aber falsche Formel der AOK, sagte Vorstand Eugen Brysch. Medizin- und Pflegeberufe müssten fit für die Kommunikation vor allem mit alten und bildungsfernen Menschen gemacht werden. "Denn Therapie ohne die Information des Patienten ist schwer möglich“. So sind Behandlungsfehler programmiert, mahnte Brysch.