2019 verschwand die bekannte Fitnessinfluencerin Sophia Thiel plötzlich von der Bildfläche. Der Grund dafür war eine Essstörung: Bulimia nervosa. Seit 2021 ist Sophia Thiel zurück und nutzt seither ihre Kanäle auch, um über ihre Essstörung zu sprechen. Die Ess-Brech-Sucht zeichnet sich bei ihr vor allem durch starke und plötzliche Essanfälle aus. Durch ihre Therapie hat die 28-Jährige schon wichtige Meilensteine erreicht, auf dem Weg zu einem guten Umgang mit Nahrung und ihrem Körper.
In ihrem neuesten Video spricht Sophia Thiel offen darüber, wie ein typischer Essanfall bei ihr ausgesehen hat und geht dafür beispielhaft einkaufen. "Ich möchte euch zeigen, wie so etwas entsteht, was ich dabei fühle, was ich dabei kaufen würde und wie das alles ungefähr bei mir aussieht", beschreibt Thiel in dem Video.
Die junge Frau kauft in einem Biomarkt Franzbrötchen, Nusspasten, Müsli, Schokolade, Grießbrei und Milchreis ein. "Ihr seht, das ist alles ziemlich süß", schildert Sophia Thiel. Sie beschreibt, wie unangenehm ihr es immer gewesen sei, dass sie nur ungesunde Sachen eingekauft habe. "Wenn es an einem Tag wirklich ganz schlimm war, habe ich dann so lange gegessen, bis ich wirklich körperliche Schmerzen hatte." In einem Interview mit "Fitbook" erzählte Sophia Thiel, dass sie nach solchen Essanfällen am nächsten Tag die Kalorien stark reduziert habe, bis mittags nichts gegessen hat und viel Sport gemacht hat. Sie habe sich auch teils erbrochen.
Doch was bedeutet es genau, wenn jemand eine Ess-Brech-Sucht hat? Ein Überblick:
Was zeichnet Bulimie aus?
Bei Bulimie handelt es sich um eine psychische Krankheit. Das Hauptsymptom der Essstörung sind regelmäßige Essanfälle. Ein Essanfall zeichnet sich laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Bzga) dadurch aus, dass Erkrankte das Gefühl haben, nicht mehr mit dem Essen aufhören zu können. Und sie auch nicht kontrollieren können, was und wie viel sie essen. Bei einem solchen Essanfall nehmen Erkrankte teils große Mengen an Nahrungsmitteln zu sich.
Aus der Angst vor einer Gewichtszunahme, nehmen an Bulimie erkrankte Personen Abführmittel, treiben exzessiv Sport oder erbrechen sich absichtlich. "Das Essen ist nicht lustvoll, es ist zur Sucht geworden. Bulimie-Patienten fiebern so auf den Moment des Essens hin, dass sie ihr Leben danach ausrichten. Dazu gehört auch, dass Verabredungen abgesagt werden, um sich den Essanfällen hingeben zu können", sagte Dr. Katrin Jakobi Oberärztin an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums Harlaching gegenüber der Krankenkasse AOK.
Welche Ursachen hat Bulimie?
Die Essstörung Bulimie wird nicht durch eine einzelne Sache ausgelöst, in der Regel spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Darunter häufiges Diätverhalten, erbliche Veranlagung, ständige Verfügbarkeit kalorienreicher Nahrung. Und auch persönliche Faktoren wie ein geringes Selbstwertgefühl, Perfektionismus und ein Schönheitsideal einer schlanken Figur. "Die Krankheit entwickelt sich schleichend. Auslöser sind letztlich oft Diäten, die in der Pubertät gemacht werden", sagte Jakobi. Laut Bzga können mehrere Faktoren, die den Zeitpunkt des Ausbruchs der Essstörung bestimmen, einen Ausbruch begünstigen. Das können belastende Erlebnisse wie eine Trennung oder der Verlust einer nahestehenden Person sein. Aber auch die körperlichen Veränderungen durch die Pubertät können eine Bulimie auslösen.
Warum greifen Erkrankte zum Essen?
Katrin Jakobi erklärt, dass auch ein instabiles Selbstwertgefühl eine Rolle bei der Entstehung von Bulimie spielt. In der Phase der Pubertät sind junge Menschen mit vielen Fragen konfrontiert. Doch für junge Personen lassen sich Fragen nach dem eigenen Wert oder der eigenen Zukunft nicht einfach bewältigen, was zu einer Angst führen kann. "Um ihre Gefühle zu regulieren, essen Betroffene." Laut der Expertin sind junge Männer seltener von der Krankheit betroffen als Frauen, weil sie ihre negativen Gefühle seltener mit ihrem Essverhalten regulieren.
Was sind Symptome der Essstörung?
Menschen, die an Bulimie erkrankt sind, haben häufig ein Wunschgewicht, welches unter dem liegt, was gesund ist. Das Selbstwertgefühl hängt stark von dem Gewicht ab. Erkrankte schämen sich oft für ihre Essanfälle und versuchen, sie geheim zu halten. Das Leben von Erkrankten wird um die Essstörung herum getaktet – und dreht sich darum. Die Krankheit beeinflusst auch die Beziehungen zu anderen Menschen. Das heißt, Betroffene ziehen sich häufig zurück oder brechen den Kontakt ab.
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Für viele Jugendliche hat das Tagebuchschreiben einen festen Platz im Alltag. Man notiert, was einen beschäftigt, wie es einem geht und wovon man träumt. Je älter wir werden, desto eher hören wir allerdings damit auf, unsere Gedanken zu Papier zu bringen. Dabei kann so ein Tagebuch echt hilfreich sein. Wer seine Gedanken aufschreibt, der schafft Platz im Kopf. Das hilft vor allem dann, wenn man im Gedankenkarussell gefangen ist oder sich nicht konzentrieren kann, weil ständig neue Tabs im Kopf aufploppen. Außerdem reflektieren wir unsere Gedanken und Erlebnisse noch einmal, wenn wir sie aufschreiben. Das kann uns helfen, den Blick zu weiten und neue Perspektiven einzunehmen. Das Tagebuch kann also helfen, zu neuen Erkenntnissen zu kommen, sich selbst besser kennenzulernen und Struktur ins Gedankenchaos zu bringen. Und wenn man sich daran mal nichtmehr erinnern kann, dann hat man es ja sogar schriftlich.
Welche Folgen kann Bulimie haben?
Eine Bulimie kann in sehr schlimmen Fällen sogar zum Tod führen. Durch das häufige Erbrechen werden die Zähne und die Speiseröhre geschädigt. Der Elektrolyt- und Wasserhaushalt wird gestört, das kann zu lebensbedrohlichen Symptomen wie Herzrhythmusstörungen führen. Ebenso kann es auch zu Störungen der Nierenfunktion kommen.
Durch die Aufnahme der großen Nahrungsmittelmengen kann es zu Störungen im Verdauungssystem kommen. Außerdem kann die Krankheit zu einem Nährstoffmangel führen. Es kann auch zu Zyklusstörungen und einer beeinträchtigten Fruchtbarkeit kommen. Erkrankte haben ein gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl. Teils verschwindet es auch ganz. Weil Erkrankte für ihre Essanfälle große Mengen an Lebensmitteln kaufen, kann die Essstörung sie auch in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Außerdem kann die Essstörung andere psychische Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen verstärken.
Wie kann Bulimie behandelt werden?
Bei einer Bulimie handelt es sich um eine langwierige Erkrankung. Erkrankte erleben oft ein Auf und Ab. In einer Therapie lernen Erkrankte, wieder einen gesunden Umgang zum Essen zu entwickeln. In der Behandlung geht es aber nicht nur darum, sondern auch um jene Faktoren, die zur Krankheit geführt haben. Erkrankte erlernen Strategien, um einen Rückfall in Verhaltensmuster der Erkrankung zu verhindern.