Brock Meister aus dem US-Bundesstaat Indiana wirkt wie ein ganz normaler junger Mann: Der 22-Jährige trägt Shorts und Baseballmützen. Er liebt Wassersport, fährt gerne Jet-Ski und hat ein Faible für gutes Essen. Eines seiner Lieblingsgerichte sind Chicken Wings.
Was auf den ersten Blick nicht zu sehen ist: Der US-Amerikaner musste mit seinen 22 Jahren schon mehr ertragen als andere Menschen in ihrem ganzen Leben durchmachen. Zwei Mal entkam er nur knapp dem Tod. Doch Brock Meister ist ein Kämpfer. Und bislang hat er jeden seiner Kämpfe gewonnen.

Im Alter von 16 Jahren erhielt der US-Amerikaner eine niederschmetternde Diagnose: In der Mitte seines Gehirns wucherte ein bösartiger Tumor, der sein Sehvermögen beeinträchtigte. Der Teenager bekam vier Zyklen Chemotherapie verordnet. Die Therapie schlug an, und der Tumor schrumpfte. Eine anschließende Bestrahlung tötete schließlich die letzten Krebszellen. Brock hatte den Krebs besiegt.
"Obwohl wir diese niederschmetternde Diagnose erhalten haben, wusste ich tief in meinem Herzen: Wenn jemand das überleben kann, dann wäre das unser Brock", erklärt seine Mutter in einer Mitteilung des "Beacon Health System". Ihr Sohn erholte sich von den Strapazen der Chemotherapie, gewann seine Lebensfreude zurück, ging mit Freunden aus.
Doch dann schlug das Schicksal erneut zu.
Am 12. Januar diesen Jahres war Brock mit Freunden essen. Es gab Chicken Wings, und Brock hatte sich die Reste einpacken lassen. Die Freunde waren mit seinem Truck unterwegs. Auf dem Rückweg setzte sich Brock auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. Ein Freund übernahm das Steuer.
Innere Enthauptung - die Diagnose ist oft ein Todesurteil

Die Männer fuhren mit dem Wagen über eine vereiste Stelle. Das Auto kam ins Schleudern und fiel auf die Beifahrerseite. Die Wucht des Aufpralls warf Brock zur Seite, sein Kopf knallte gegen die Scheibe und sie zerbarst. Der Wagen kam schließlich auf allen vier Rädern zum Stehen. Und Brock? Saß regungslos und mit blutendem Kopf auf dem Beifahrersitz. Als die Rettungskräfte eintrafen, konnte er noch scherzen und fragte mit leiser Stimme, was mit seinen Chicken Wings passiert sei.
Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Seine inneren Verletzungen waren schwerer als gedacht. Die Wucht des Aufpralls hatte seinen Schädel buchstäblich von der Wirbelsäule gerissen. In Fachkreisen wird diese Verletzung atlantookzipitale Dislokation genannt. Mit anderen Worten: eine innere Enthauptung.
Diese schwere Verletzung kommt meist einem Todesurteil gleich: Oft zerreißen bei einem derart heftigen Zug die Nervenbahnen, das Rückenmark oder die Blutgefäße, die das Gehirn versorgen. Betroffene sterben in der Regel sofort oder während des Transports in Krankenhaus. Wenn sie überleben, können sie schwere geistige Behinderungen davontragen oder sind nach dem Unfall querschnittsgelähmt.

Anders bei Brock: Die Rettungskräfte erkannten den Ernst der Lage, sicherten Kopf und Nacken mit einer Halskrause und brachten ihn in das "Memorial Hospital". Dort war Brock nur sechs Jahre zuvor wegen seiner Krebserkrankung behandelt worden. In einer Operation fixierte ein Ärzteteam den Kopf des jungen Mannes mit Schrauben - und der Eingriff glückte. Im Februar konnte Brock das Krankenhaus verlassen. Mittlerweile konnte er auch seine Halskrause ablegen.
Wie geht es dem jungen Mann mit der Verletzung? Wahrscheinlich wird Brock seinen Kopf nie mehr wieder richtig bewegen können. Auch seine Beine schmerzen - eine mögliche Folge von Nervenverletzungen. Doch er ist dankbar für die Chance, die ihm gegeben wurde.
"Ich habe um mein Leben gekämpft, und an manchen Tage fühle ich, als müsste ich das noch immer tun. Gott hat mich viel verrücktes Zeug durchstehen lassen. Er testet mich wirklich", sagt Brock. "Im ersten Moment war das beängstigend, aber ich kann mich mehr bewegen, als ich dachte. Das ist gut. Ich bin einfach nur dankbar, hier zu sein. Das ist alles, was zählt."