Erster Burger aus dem Labor verkostet 140 Gramm Hack für 250.000 Euro

In London wurde heute der erste Burger aus dem Labor gebrutzelt und verspeist. Eine kleine Sensation. Kommt unser Schnitzel und Steak bald aus der Petrischale?

Er sieht aus wie ein normaler Burger: eine Scheibe Hack, dazu ein Salatblatt und eine Tomatenscheibe. Doch was heute in London auf einer Pressekonferenz ganz medienwirksam gebrutzelt und verspeist wurde, ist eine kleine Weltsensation: der erste Hamburger aus dem Labor.

Vorgestellt hat ihn Mark Post, Biomediziner an der Universität Maastricht. Für den ersten Burger aus der Retorte hat der niederländische Forscher aus Muskelgewebe von Kühen adulte Stammzellen gewonnen. Diese gaben Post und sein Team in eine Nährlösung und brachten sie so dazu, sich zu vermehren. Die einzelnen Zellen bastelten die Forscher anschließend zu Muskelstreifen zusammen, 20.000 dieser Streifen legten sie übereinander - fertig war der Burger aus dem Labor.

Optik und Geschmack ließen aber noch ein wenig zu wünschen übrig, die Forscher halfen daher nach: Unter die weiße Fleischmasse mengten sie Salz, Eipulver und Semmelbrösel für den Geschmack sowie Rote-Beete-Saft und Safran für ein appetitanregendes Erscheinungsbild. Ganz billig ist der Lab-Burger, dessen Herstellung sechs Wochen dauerte, allerdings nicht: 250.000 Euro kostete es, das 140 Gramm schwere Hackstück zu produzieren.

Geschmack? Erinnert an Fleisch!

Doch schmeckt der Burger aus der Petrischale auch? Damit die künstliche Bulette ein Erfolg wird, muss sie so aussehen wie ein echter Burger, dessen Konsistenz haben und hoffentlich auch so schmecken, räumt Post ein. Ob dies der Fall ist, konnten in London nun zwei Freiwillige probieren: Der US-Ernährungsautor Josh Schonwald und die österreichische Lebensmittelforscherin Hanni Rützler bekamen die ersten Häppchen serviert.

Die ersten Reaktionen waren allerdings verhalten. Rützler sagte, sie habe gedacht, die Bulette sei weicher. Das fettfreie Produkt komme "nah an Fleisch heran", es sei nur nicht ganz so saftig wie Fleisch. "Die Konsistenz ist perfekt, aber ich vermisse Salz und Pfeffer", fügte die Forscherin hinzu.

Post ist dennoch überzeugt, dass der Burger aus dem Labor die Antwort auf drängende Probleme ist. Wegen der wachsenden Weltbevölkerung werde sich die Fleischnachfrage binnen 40 Jahren verdoppeln, mitsamt umweltschädlicher Nebeneffekte: Vieh muss gefüttert werden und produziert bei der Verdauung Methangas, das zur globalen Klimaerwärmung beiträgt.

Bis zur Massenproduktion dauert es noch

In der Petrischale wollen die Forscher aus Maastricht eine ressourcenschonende Alternative dazu gefunden haben. Diese ist zwar noch viel zu teuer für den Masseneinsatz, aber Post und sein Team setzen auf den technologischen Fortschritt: Sinkende Herstellungskosten sollen schon bald eine breit angelegte Serienproduktion ermöglichen. In zehn bis 20 Jahren, so ihre Hoffnung, wird der Laborburger dann seinen Siegeszug in den Supermarktregalen antreten.

Doch bis es tatsächlich so weit ist, ist noch viel Forschung notwendig: Bis jetzt gelingt es Wissenschaftlern lediglich, kleine Fleischstückchen zu basteln. Um Schnitzel oder Steaks im Labor züchten zu können, müsste es machbar sein, künstliche Blutgefäße herzustellen, die das Gewebe der großen Labor-Fleischstücke mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen.

Alles irgendwie eine ekelige Vorstellung? Manchen schockt das nicht, wie etwa Schauspieler John Fugelsang. "Künstliches Fleisch? Mit Verlaub, wir haben ja bereits McDonalds", schreibt er auf Twitter.

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lea mit AFP

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