Evolution Schluckauf ist Überbleibsel der Evolution

Der Schluckauf-Reflex hilft Babys beim Saugen. Amphibien schützen mit ihm ihre Lunge vor Wasser.

Der Schluckauf ist nach einer neuen Theorie ein Überbleibsel der Evolution. Der eigentlich nutzlose Reflex habe sich erhalten, weil er auch Babys beim Saugen helfe. Das berichtet das britische Magazin "New Scientist" (Bd. 2381, S. 16) mit Verweis auf Christian Straus an der Pitié Salpêtrière Klinik in Paris. Mit dem Schluckauf-Reflex schützen Amphibien ihre Lunge vor Wasser.

Die Sequenz der Bewegungen beim Schluckauf ähnele der beim Stillen, argumentiert der Forscher. Dabei schließe sich die Stimmritze des Babys, damit keine Milch in die Lungen gelangt. Schluckauf könnte als Nebenprodukt der Preis für solch ein nützliches System sein, meint Straus.

Beim Schluckauf zieht sich die Atemmuskulatur während des Einatmens ganz plötzlich zusammen. Kurz nachdem sich die Muskeln in Bewegung gesetzt haben, schließt sich die Stimmritze im Kehlkopf und produziert damit den typischen Hickslaut. Die einzige wissenschaftlich gesicherte Methode gegen Schluckauf ist laut "New Scientist", in eine Papiertüte zu atmen und so den Kohlendioxidgehalt im Blut zu erhöhen.

Schluckaufbewegung hält Wasser aus Lunge

Primitive Lungenatmer wie Lungenfische oder auch Amphibien spritzen laut Straus Wasser über ihre Kiemen, indem sie ihre Mundhöhle zusammenpressen. Dabei schließen sie ihre Stimmritze, damit kein Wasser in die Lunge gelangt. Straus zufolge hat sich diejenige Gehirnfunktion, die Bewegungen der Kiemenatmung bei Tieren und die Stimmritze beim Menschen kontrolliert, über die Evolution hinweg erhalten. Die Schluckaufbewegung habe viele Ähnlichkeiten mit der Kiemenbelüftung der Kaulquappen. Beides werde zudem gehemmt durch aufgeblähte Lungen und einen hohen Kohlendioxidgehalt in Luft oder Wasser.

Selbst Ungeborene im Mutterleib haben Schluckauf, lange bevor eine Atembewegung einsetzt. Früheren Theorien zufolge bereiten Schluckaufbewegungen des Ungeborenen die Atemmuskulatur auf das spätere Atmen vor. Nach einer anderen Erklärung verhindert der Schluckauf, dass Fruchtwasser in die Lungen des Fötus gelangt.

Die neue Theorie von Straus klinge plausibel, sagte Allan Pack von der Universität von Pennsylvania dem "New Scientist". "Aber es wird sehr schwer, sie zu beweisen." Die Originalstudie ist im Journal "BioEssays" (Bd. 25, S. 182) veröffentlicht.

DPA

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