stern-Hygienecheck Gefährliche Keime: So schmutzig sind deutsche Kliniken

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Was glauben Sie? Wie gut wird in deutschen Krankenhäusern gereinigt? Wenn man die Frage Bekannten stellt, dann erzählen die oft Erschreckendes. Was sie selbst als Patienten erlebt haben – oder aber ihre Eltern, Großeltern, Verwandten, Freunde. Und diese Storys gehen eigentlich immer so: Entweder es lässt sich gar keine Reinigungskraft blicken, und wenn, dann putzt sie einmal kurz über den Boden, verschwindet einmal kurz im Bad und ist nach spätestens drei Minuten wieder aus dem Zimmer. Und dann fragen die mich: Kann man wirklich in drei Minuten ein Patientenzimmer mit zwei Betten und das Bad dazu richtig reinigen? Genau so hat es mir auch Walter Kattner erzählt, dessen Sohn vor einigen Jahren in einer großen städtischen Klinik zur Welt gekommen ist. Und seine Frau, die Mutter des Sohnes, ist dann drei Wochen später gestorben. Und zwar an multiresistenten Keimen. Dann gab es ein Gutachten von Hygienikern und das deutet darauf hin, dass die Krankenhausreinigung versagt hat. Mein Name ist Bernhard Albrecht, ich bin Stern-Reporter und auch gelernter Arzt. Und ich wollte wissen, wie es um die Krankenhausreinigung in Deutschland wirklich bestellt ist. Und dazu habe ich dann ein Set gekauft. Das besteht aus diesem Spray, diesem Stift, dann einer Lampe und die kann mit UV-Licht leuchten. Und dann braucht man noch ein Desinfektionsspray, damit man nicht selber zur Keimschleuder wird. Und mit diesen Gegenständen sind wir dann durch 17 Hamburger Krankenhäuser gezogen. Bis zu 1 Million Patienten infizieren sich jährlich an Krankenhauskeimen. Bis zu 40.000 Menschen sterben.
Wir haben dann sogenannte „Griffkontaktflächen“ markiert – das sind zum Beispiel Türklinken, oder Lichtschalter, oder Fahrstuhlknöpfe. Hygieniker sagen nun, dass von diesen „Griffkontaktflächen“ eine größere Gefahr ausgeht, als zum Beispiel vom Boden. Der wird aber in Deutschland ständig geputzt. Nach 24 Stunden sind wir dann wieder gekommen zu den Kontrollen. Und wenn wir dann die Markierungen noch vorgefunden haben, bedeutete das: Hier wurde nur oberflächlich, oder im schlimmsten Falle gar nicht gewischt - innerhalb des letzten Tages. Nach zwei Monaten und 783 Markierungen genau war dann unser Test beendet. Und ich kann sagen: Von 17 Hamburger Krankenhäusern hat kein einziges wirklich gut abgeschnitten. Und zwar egal ob es konfessionell, oder privat, oder städtisch geführt wird. Von Türgriffen geht die größte Gefahr aus, sagen Hygieniker. Und in unserem Test wurden 70 Prozent der Türgriffe nicht ausreichend gereinigt. Jetzt würden Sie vielleicht sagen: Zu Hause mache ich auch nicht täglich meine Türklinken sauber. In einem Krankenhaus ist das aber etwas anderes: Jeder berührt sie, beispielsweise auch Krankenschwestern, wenn sie auf das Zimmer rennen, um bei einem Patienten mal schnell einen Katheter zu wechseln oder eine Spritze zu geben. In einer Toilette einer Klinik haben wir die Markierungen eine Woche stehen lassen und danach haben wir 12 von 17 habe wiedergefunden. Dieses Ergebnis ist alarmierend. Neue Forschungen aus Australien zeigen: Wenn nicht ausreichend gereinigt wird, dann bilden Bakterien eine Schleimschicht unter der sie dann vor höchsten Desinfektionsmittel-Dosierungen geschützt sind. Und solche Keime werden dann zu Dauerbewohnern im Krankenhaus. Wir haben uns auf die Suche nach den Gründen für diese Misere gemacht. Warum wird an deutschen Krankenhäusern so schlecht gereinigt? Es ist eine Frage des Geldes: Krankenhäuser geben die Aufträge für die Reinigung oft nach draußen. Und meist bekommt dann der billigste Anbieter den Zuschlag. Die Folge: Reinigung nur dann, wenn sichtbar Schmutz vorhanden ist - sogenannte Sichtreinigungstage: bis zu drei pro Woche laut einer Umfrage der deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Außerdem: weniger Stammpersonal, weniger Geld, weniger Zeit. Aber mehr Fläche, die in der Zeit zu reinigen ist. Es gibt aber trotzdem Krankenhäuser in Deutschland, wo die Reinigung trotz Kostendruck und trotz Zeitdruck richtig gut funktioniert. Und wo die liegen und wie das funktioniert, wie die das organisiert haben, das erfahren Sie im neuen Stern.
Bis zu 40.000 Menschen sterben jedes Jahr durch gefährliche Erreger in deutschen Krankenhäusern. Schuld sind oft dramatische Mängel in der Hygiene. stern-Reporter Bernhard Albrecht testete, wie es um die Krankenhausreinigung wirklich bestellt ist.

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