Deutsche Wissenschaftler arbeiten an einem Bio- Chip, der anhand von kleinen Blut- oder Urinproben eine präzise Krebsdiagnose im Frühstadium ermöglichen soll. Der Chip werde Krebszellen von gesunden Zellen unterscheiden können, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin »New Scientist« (Nr. 2332, S. 10). Der Chip der Berliner Biotechnologiefirma »Epigenomics« messe die Aktivität einzelner Zellen, wenn so genannte Methylgruppen zum Erbgut zugefügt oder entfernt werden. Die Stärke dieser Methylierung spiele auch bei dem Ausbruch von Krebs eine große Rolle.
In den kommenden zwei Jahren wolle das Unternehmen das Verfahren zunächst bei Dickdarmkrebs, Prostata-, Lungen- und Brustkrebs marktreif für Laboranalysen machen, sagte eine Firmensprecherin.
»Der Ansatz ist interessant«, sagte Frank Lyko vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg am Mittwoch der dpa. Die Technik funktioniere generell. Es seien jedoch weitere Forschungen zum Zusammenhang zwischen Krebs und der Methylierung nötig, um zu wissen, inwieweit der Chip anwendungstauglich sei.
Der »New Scientist« berichtet, die Forscher hätten nach einer groß angelegten Untersuchung charakteristische Methylierungsmuster von gesunden Zellen und Krebszellen in Niere, Blase und Blut herausarbeiten können. Die Muster seien auch anhand von Erbgut- Bruchstücken im Blut oder Urin nachweisbar gewesen.
Die Forscher nutzen einen natürlichen Effekt: Da jede Zelle des Körpers den vollen Satz von Genen enthält, jedoch ihrer Funktion entsprechend nur einen Teil davon nutzt, muss eine große Anzahl von Genen durch Methylierung stillgelegt werden. Das Methylierungsmuster gibt nicht nur über verschiedene Gewebetypen sondern auch zu bestimmten Krankheiten Aufschluss.