Als großer Freund der Komplementärmedizin suche ich immer nach neuen Möglichkeiten, die Schulmedizin bei der Therapie zu unterstützen. Neulich war ich deshalb wieder in einem Forum unterwegs und musste mir die Hände anbinden, um mich nicht einzumischen. Links, die suggierten, dass man Krebs allein mit Beeren, gefrorenen Zitronen, Curcumin, Tropfen oder Cannabis heilen könnte.
Liest man sich das durch, ist außer vagen Andeutungen und leeren Behauptungen überhaupt nichts dahinter. Schlimmer noch: wenn man hinterfragt, wird man von ganz vielen Seiten aggressiv angegangen. Alles Menschen, die zwar keinen Krebs haben, mir aber Ratschläge erteilen auf dem Niveau von: „die Menschen sterben nicht an Krebs, sie sterben an der Chemo“. Da weiß ich aber anderes zu berichten! Oder „wusstest Du, dass 200.000 Frauen jährlich die Brust unnötig amputiert wird. Nein! Glaube ich nicht und wenn: was sollte mir eine solche Information bringen, außer mich zu verunsichern oder runterzuziehen?
Ich kann es sehr gut verstehen, wie man sich im Internet verlaufen kann:
Man bekommt die Diagnose, der Arzt erzählt noch ganz viel – aber man hört es gar nicht. Man geht nach Hause, langsam fängt man an zu atmen und weiß nichts mehr. Dann versucht man bis zum nächsten Arzttermin, sich zu informieren. Im Internet.
Hier schießen einem die Halbwahrheiten nur so entgegen. Die Labilität wird ausgenutzt: erst wird vor der Chemo gewarnt (teilweise mit verschwörungstheoretischen Ansätzen), dann werden „Alternativen“ aufgezeigt – im Endeffekt sehr teure „Behandlungen“ die keinen Effekt auf den Krebs haben und am Ende wird einem noch gesagt, man müsse nur eine Schuld begleichen, man müsse in sich horchen, dann geht der Krebs.
Hinterlegt wird das ganze mit fragwürdigen Links, gerne auch mal über 70 „Studiensammlungen“ (entweder Forschungsansätze, blogposts, Irrläufer oder von fragwürdigen „Instituten“). Oft gibt es auch Fehlinterpretationen, wie bei Cannabis, welches als Schmerztherapeutikum tolle Ergebnisse erzielt, Krebs aber nicht heilt. Aber es heilt die Kassen von Scharlatanen und Wunderheilern.
Ich bin die erste, die aufschreit und Yuchee brüllt, wenn es echte Alternativbehandlungen geben würde – aber diese Menschen, die Hilfesuchende verunsichern und ihnen das Geld aus der Tasche ziehen, gehören meiner Meinung nach in den Tartarus.
Also: bitte schreibt Euch alle Fragen auf, die ihr habt. Klärt sie mit eurem Arzt. Leider ist die Schulmedizin bisweilen ein wenig arrogant. Ignoriert das oder wechselt den Arzt. Es gibt großartige Mediziner da draußen, die auch wunderbare Menschen sind. Bitte lasst Euch nicht aus Angst auf seltsame Ansätze ein, ohne das der Arzt das auch für gut befunden hat. Denn alle Therapien, die NACHWEISLICH wirken können, kennt der Facharzt, der die genaue Diagnose und den Patienten kennt und untersucht hat. Der Arzt, der sich mit anderen austauscht, um die beste Lösung zur Heilung für den immer einzigartigen Fall zu finden. Habt Vertrauen. Denn die Krebsarten sind sehr unterschiedlich.
Hier noch ein link zu einem Informationsblatt „sicher surfen im Internet“ vom Krebsinformationsdienst in Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsministerium und ein link zu einer neuen zertifizierten Suchmachine zu Gesundheitsfragen.
Achtung - für Kommentare: Aufgrund erhöhter Frequenz von Trollen, behalte ich mir vor, die Kommentare vor Veröffentlichung freizugeben.
Nachtrag. 8.12.2014: Heute habe ich festgestellt, dass ich aus der Facebook-Gruppe rausgeworfen wurde. Ich nehme das als Kompliment und bleibe dran!