Pete Evans ist ein australischer Koch, Buchautor und leidenschaftlicher Verfechter der Paleo-Ernährung. Das bedeutet: Er isst ausschließlich Lebensmittel, die es in der Steinzeit gab, wie Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse und Früchte. Tabu sind dagegen Getreideprodukte, Zucker, Pflanzenöle und Milch. Nach Pete Evans Auffassung sind diese Lebensmittel schädlich. Sie würden Entzündungen im Körper begünstigen und das Mikrobiom des Darmes schädigen, schreibt er auf seiner Facebook-Seite, auf der er User auch zu Gesundheitsfragen berät.
Für seine öffentlichen Tipps hat der Koch nun allerdings mächtig Ärger einstecken müssen. Der Grund: Er riet einer Frau mit Osteoporose, Milchprodukte von ihrem Speiseplan zu streichen. Ein Rat, der nach Auffassung von Medizinern unsinnig ist, denn Milchprodukte enthalten reichlich Kalzium, das unverzichtbar für die Knochen ist. Der Post wurde mittlerweile von der Seite entfernt, ist jedoch auf Mashable.com dokumentiert:
Sie sei an Osteoporose erkrankt, schreibt die Userin und wendet sich mit einer Frage an Pete Evans: "Kann Paleo helfen?" Seine Antwort: "Ich würde Ihnen dringend raten, Milch vom Speiseplan zu streichen und sich Paleo-konform zu ernähren. Das Kalzium aus der Milch kann Kalzium aus ihren Knochen entfernen." Die Dame zeigt sich überrascht, woraufhin Evans noch einmal nachlegt: "Die meisten Ärzte kennen diese Info überhaupt nicht."
Mediziner sind angesichts dieser Behauptung entsetzt: "Er sollte solche Dinge nicht sagen", erklärte etwa Peter Ebeling, der Medizinische Direktor von "Osteoporosis Australia", gegenüber dem "Daily Telegraph". "Das ist sehr schlimm und entspricht einfach nicht der Wahrheit. Um Osteoporose vorzubeugen, ist eine adequate Kalziumeinnahme wichtig, und das erreicht man am besten durch drei Portionen kalziumhaltiger Lebensmittel am Tag, etwa Milch." Auch bestimmte Gemüse wie Brokkoli und Grünkohl enthalten große Mengen des Mineralstoffs.
"Sie sind ein Koch, KEIN Arzt"
Brad Robinson, Frauenarzt aus Brisbane, macht seinem Ärger sogar in einem öffentlichen Facebook-Post Luft, den er direkt an den australischen Koch addressiert:
"Lieber Peter Evans,
ich nehme an, dass Sie es vergessen haben (Sie Dummerchen!), also bitte erlauben Sie mir, dass ich Sie daran erinnere. Sie sind ein Koch, KEIN Arzt. Darüber hinaus sind Sie niemand, der auf magische Weise Dinge weiß, die ganze Generationen von Medizinforschern in Erfahrung gebracht haben. Sie haben keinen Zugang zu Informationen, die wir als "ungebildete" Ärzte nicht haben. Ihr erstaunlicher Rat zu Osteoporose wäre beinahe lustig, wenn er nicht so potenziell schädlich für all diejenigen wäre, die Ihnen tatsächlich Glauben schenken. (...) Können wir einen Deal abmachen? Sie geben keine medizinischen Ratschläge und ich werde Ihnen nicht erzählen, wie man am besten Austern öffnet. Einverstanden?
Mit vielen Grüßen, Dr Brad"
Ärtzlicher Rat unverzichtbar
Pete Evans zeigt sich von der Kritik jedoch unbeeindruckt – und gibt auf seiner Facebook-Seite weiterhin Tipps zu medizinischen Themen. Vielleicht sollten seine rund 1,5 Millionen Abonnenten künftig lieber auf das Impressum der Seite hören. Im Kleingedruckten ist dort nämlich nachzulesen: "Die Informationen auf dieser Seite sind genereller Natur und sollten nicht dafür verwendet werden, ein Gesundheitsproblem oder eine Krankheit zu diagnostizieren oder zu behandeln." Eine professionelle ärtzliche Therapie sei unverzichtbar.