Bei der Fußball-Europameisterschaft zeigt sich wieder: Das Verlieren ist nicht einfach. Mal ist der Rasen schuld, mal der Schiedsrichter. Psychologen haben beobachtet, dass wir Erfolge gern als die unseren feiern, Niederlagen aber lieber auf andere schieben – und das nicht nur im Sport, sondern auch in der Partnerschaft oder im Job. Warum sind wir so, Frau Seufert?
Dahinter steckt ein bisschen Selbstschutz. Statt zu sagen, heute war ich nicht ganz auf der Höhe, war dann eben der Frankfurter Rasen nicht optimal. Anders beim Gewinnen, da möchte man ein Stück vom Kuchen abhaben – von den positiven Emotionen und Endorphinen.
Manche Menschen haut eine Niederlage völlig aus den Socken, andere scheinen aus Rückschlägen sogar Energie zu ziehen. Wie kommt das?
Der Umgang mit Niederlagen ist so unterschiedlich wie die Menschen, die sie erleben. Das hat viel mit den eigenen Ansprüchen, den gesetzten Zielen und unserer Persönlichkeit zu tun.
Inwiefern?
Wenn ich mir vornehme, ich möchte drei Treppenstufen schaffen, ist das was anderes, als wenn ich mir zehn Etagen vornehme. Und natürlich spielt es eine Rolle, welche Wichtigkeit ich dem gesteckten Ziel beimesse. Wenn es mir egal ist, ob ich das Ziel erreiche oder nicht, wird mich das Nichterreichen auch nicht belasten. Aber: Ist keine Herausforderung da, ist das Selbstwirksamkeitserleben, das "Ich hab's geschafft, ich habe mich entwickelt", nicht möglich. Eine höhere Zielsetzung ist also wichtig, um überhaupt Kompetenzen weiterentwickeln zu können. Kein Spitzensportler wäre ohne eine gewisse Härte mit sich selbst so weit gekommen.