Tino Chrupalla war da, Alice Weidel nicht. Die AfD-Co-Chefin verriet jetzt, warum sich nicht am russischen Botschaftsempfang zum Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland teilgenommen habe: Die Niederlage des eigenen Landes sei kein Grund zum Feiern.
Für AfD-Co-Chefin Alice Weidel ist die Niederlage Nazi-Deutschlands kein Grund zur Freude: "Die Niederlage des eigenen Landes zu befeiern mit einer ehemaligen Besatzungsmacht, das ist etwas, wo ich für mich persönlich entschieden habe – auch mit der Fluchtgeschichte meines Vaters – daran nicht teilzunehmen", sagte sie nun im ARD-Sommerinterview. Anlass ihrer Aussage war die Frage, warum sie im Mai nicht beim Empfang der russischen Botschaft zum Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland teilgenommen habe – anders als Mit-Vorsitzender Tino Chrupalla.
Sturm der Entrüstung auf X
Weidels Sichtweise sorgt wenig überraschend für einen Sturm der Entrüstung. Familienministerin Lisa Paus (SPD) schrieb auf der vormals Twitter genannten Plattform X: "Weidel stellt die Befreiung von Nazi-Deutschland durch die Alliierten als Niederlage dar."
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr"><a href="https://twitter.com/hashtag/Weidel?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Weidel</a> stellt die Befreiung von Nazi-Deutschland durch die Alliierten als Niederlage Deutschlands dar. <br><br>Dazu fällt mir ein Brecht-Zitat ein: »Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.«<br><br>Oder kurz gesagt : <a href="https://twitter.com/hashtag/NiewiederFaschismus?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#NiewiederFaschismus</a></p>— Lisa Paus, MdB (@lisapaus) <a href="https://twitter.com/lisapaus/status/1700943630645485954?ref_src=twsrc%5Etfw">September 10, 2023</a></blockquote>
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Die Autorin und Journalistin Brockschmidt schreibt ebenfalls bei X, Alice Weidel sage in der ARD unwidersprochen, sie sei am Tag der deutschen Kapitulation nicht in der russischen Botschaft gewesen, "weil sie 'die Niederlage des eigenen Landes' nicht feiern wolle. Welche Niederlage? Die des Nazi-Regimes. Bezeichnend."
Die Linken-Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl nannte die Aussage der AfD-Co-Chefin Geschichtsklitterung und der Hennefer SPD-Bürgermeister Mario Dahm schrieb: "Wer diese Partei wählt, wählt Faschisten."
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Bin immer noch sehr irritiert, dass in der <a href="https://twitter.com/tagesschau?ref_src=twsrc%5Etfw">@tagesschau</a> Frau Weidel zu Wort kam, mit der Geschichtsklitterung, die Befreiung Deutschlands von den Nazis sei eine Niederlage gewesen. Das Ganze blieb völlig unkommentiert. Das trägt zur rechten Diskurs-Verschiebung bei. <a href="https://twitter.com/hashtag/niewieder?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#niewieder</a></p>— Susanne Ferschl (@SusanneFerschl) <a href="https://twitter.com/SusanneFerschl/status/1700971641151578609?ref_src=twsrc%5Etfw">September 10, 2023</a></blockquote>
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Weidels Kollege gedenkt mit Russland
Vor dem russischen Angriffskrieg war es für es viele deutsche Politiker üblich, an den russischen Feiern zur Befreiung Deutschlands teilzunehmen. Mittlerweile aber verzichtet der Großteil aber darauf – aus Protest gegen Krieg gegen die Ukraine. Anders Weidels Parteikollege Tino Chrupalla. Zur Begründung sagte er, dass es ein Gedenktag gewesen sei, "an dem deutsche Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien selbstverständlich teilnahmen. Diesen Dialog sollte man in Krisenzeiten nicht abreißen lassen."