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Müdigkeit am Steuer Gefährlicher Sekundenschlaf: Was ihn begünstigt und wie man ihn vermeiden kann

Sekundenschlaf - das gefährliche Nickerchen am Steuer
Zu wenig erholsamer Schlaf ist eine der häufigsten Ursachen für das spontane Nickerchen am Steuer, den gefährlichen Sekundenschlaf
© Christin Klose / Picture Alliance
Ob Sekundenschlaf den tödlichen Busunfall auf der A9 verursacht hat, ist derzeit noch unklar. Fest steht aber, dass das spontane Einnicken am Steuer auf deutschen Straßen kein seltenes Phänomen ist. Was ist Sekundenschlaf und wie kann man ihn verhindern?

Am Tag nach dem schweren Busunfall auf der A9 bei Leipzig äußerte sich eine Sprecherin der Autobahnpolizei erstmals zu einer möglichen Unfallursache. Demnach könnte ein sogenannter Sekundenschlaf des Fahrers dazu geführt haben, dass der Reisebus verunglückte. Mindestens eine Reisende überlebte den Unfall nicht, neun Menschen wurden schwer verletzt. Die Polizei in Halle wollte die Vermutung der Autobahnpolizei in der Nacht zwar nicht bestätigen - fest steht aber: Es ist keinesfalls die Ausnahme von der Regel, dass Pkw-, Lkw- oder Busfahrern während der Fahrt kurz die Augen zufallen. Mit teils fatalen Folgen. Die Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) geht sogar davon aus, dass der Sekundenschlaf im Straßenverkehr häufiger tödliche Folgen hat als Alkohol am Steuer.

Was ist Sekundenschlaf überhaupt?

Die klassischen Anzeichen für Müdigkeit am Steuer kommen vermutlich vielen Autofahrern bekannt vor: Brennende und schwere Augenlider, permanentes Gähnen, vermehrtes Blinzeln und unwillkürliches Frösteln. Willentlich verhindern kann man das Einschlafen nicht - sagen Wissenschaftler. Als Hauptursachen für das spontane Wegnicken hinterm Lenkrad haben Forscher neben Schlafstörungen wie Schlafapnoe vor allem Schlafmangel über einen längeren Zeitraum ausgemacht. Gefährdet sind demnach vor allem Pendler und Lkw-Fahrer, die meist lange Strecken fahren oder solche, die sie vermeintlich in- und auswendig kennen. Auch Schichtarbeiter mit unnatürlichem Schlafrhythmus sind gefährdet.

Jeder vierte ist schon einmal eingepennt

Ebenso interessante wie beängstigende Ergebnisse brachte eine 2016 durchgeführte Kantar-Emnid-Umfrage. Von den 1000 interviewten Kraftfahrern gab damals jeder vierte zu, schon einmal am Steuer eingenickt zu sein. Offenbar auch, weil die aufkommende Müdigkeit unterschätzt und die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers überschätzt wird. So verzichten 17 Prozent nach eigenen Angaben auf eine Pause, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie müde sind. Fast jeder zweite steuert den ersten Parkplatz erst nach drei bis vier Stunden an. Dabei empfiehlt die DGSM, bereits nach zwei Stunden zum ersten Mal für ein paar Minuten anzuhalten.

Drei Tipps gegen das Einschlafen am Steuer

Mit der Aktion "Vorsicht Sekundenschlaf!" startete der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) nach Bekanntwerden der Umfrageergebnisse eine Kampagne, die gezielt auf das Thema aufmerksam machen soll. Auf einem Faltblatt geben die Wissenschaftler unter anderem drei wichtige Tipps, die das spontane Einschlafen am Steuer verhindern:

  • Ausschlafen: Ausreichend Schlaf ist das A und O und die wichtigste Grundlage für eine sichere Fahrt.
  • Planen: Insbesondere bei längeren Fahrten sollten Puffer einkalkuliert und ggf. eine Zwischenübernachtung in der Reiseplanung berücksichtigt werden,
  • Pausen machen: Idealerweise sollte alle zwei Stunden eine kurze Pause zum Entspannen eingelegt und der Körper mit aktiver Bewegung bei Laune gehalten werden. 

So fahren Sie erholt weiter

Sich bei der Rast in ein Restaurant zu setzen, ein fettes Mittagessen zu genießen und danach mit vollem Bauch und Gasfuß auf die Autobahn zurückzukehren, ist eine schlechte Idee. Stattdessen empfehlen die Experten für die Pause ein kurzes Nickerchen und Bewegung.

  • Kurzschlaf: Dieser sollte maximal 30 Minuten dauern. Dazu genügt es, die Rückenlehne zurückzustellen, sich einen Wecker zu stellen und die Augen zu schließen. Da Koffein erst nach 30 Minuten wirkt, kann ein Kaffee vor dem Einschlafen beim Wachwerden helfen.  
  • Bewegung: Auch hier reichen schon wenige Minuten,  die den Kreislauf aktivieren und Sauerstoff in die Blutbahn bringen. Die DGSM empfiehlt Dehnübungen (z.B. des Rumpfes) oder Steps am Bordstein. 

Busfahrer schwer verletzt und nicht vernehmungsfähig

Ob der Fahrer des Unglücksbusses von Leipzig tatsächlich kurz weggenickt ist und so die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, müssen die weiteren Ermittlungen der Polizei zeigen. Der Mann wurde bei dem Unfall schwer verletzt und konnte nach Angaben einer Polizeisprecherin bisher nicht befragt werden.  

Mütze Cap LKW-Fahrer Sekundenschlaf

Quellen:Deutscher Verkehrssicherheitsrat; Verkehrsrundschau 

js

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