Drei Millionen Menschen auf der ganzen Welt sterben jedes Jahr an Alkohol. Obwohl das Problem seit Langem bekannt ist, verfügen die Ärzte in der Notaufnahme nur über wenige Instrumente, um akute Alkoholvergiftungen zu lindern. Es gibt immer wieder Versuche, Medikamente zu entwickeln, die die Wirkung des Alkohols auf das Gehirn dämpfen. Das ist aber etwas ganz anders, durch diese Medikamente soll man einen klaren Kopf bekommen, die Vergiftungswirkung des Alkohols auf den Körper bleiben aber erhalten.
In der Zeitschrift "Scientific Reports" zeigen Forscher aus Toronto, dass durch Hyperventilation Alkohol viel schneller eliminiert werden kann als bei herkömmlichen Behandlungen. Sie lassen den Vergifteten nicht einfach nur schnell atmen, zur Behandlung gehört ein Gerät, dass den Anteil des Sauerstoffs in der Atemluft reduziert. Aus einem Tank wird einfach mehr CO2 der Luft zugemischt.
So werden Schwindel und Übelkeit durch die Hyperventilation verhindert. Der leitende Forscher Joseph Fisher, vom Toronto General Hospital Research Institute, sagte, dass Krankenhäuser bei Alkoholvergiftungen heute oft hilflos seien. Gegenwärtig ist die einzige Möglichkeit, den Körper von überschüssigem Ethanol zu befreien, das Blut in einer Dialyse zu waschen. "Die Patienten kommen bewusstlos und stark alkoholvergiftet an, sodass sie schwer zu untersuchen sind ... Und man kann nichts tun. Sie müssen einfach warten, bis die Leber den Alkohol metabolisiert hat."
Alkohol verdunstet in der Lunge
Aber wie verschwindet der Alkohol durch das schnelle Atmen? Umgangssprachlich könnte man sagen, dass er durch die Lunge ausgeschwitzt wird. Die Lunge besitzt eine sehr große Oberfläche, hier werden Blut und Sauerstoff zusammengebracht. Dabei verdunstet Alkohol. Die bekannte Fahne, die auch durch Ausspülen des Mundraumes nicht verschwindet.
Durch die Atmung wird der Alkohol aus dem Körper gebracht, ohne Leber und Niere zu beanspruchen. In einem ersten kleinen Versuch ließen die Ärzte fünf Erwachsene zweimal ein halbes Glas Wodka trinken. Für den ersten Drink brauchten die Teilnehmer zwei und drei Stunden, bis die Hälfte des Alkohols aus dem Körper verschwunden war. Beim zweiten Mal wurde hyperventiliert. Bei jeder Ausatmung, sagt Fisher, wird Alkohol, der aus dem Blut verdunstet ist, freigesetzt. Nun ging der Prozess etwa dreimal so schnell voran. Da die Leistung der Leber bei beiden Versuchen konstant blieb, muss ein großer Teil des Alkohols mit dem Atom entwichen sein.
Das sind nur erste Versuche und das Ganze ist keine klinische Studie, sondern nur ein vorher angestellter Proof of Concept, dennoch finden die Ärzte die Ergebnisse vielversprechend. "Ich war früher Notarzt und weiß, dass wir Ärzte große Probleme mit Patienten haben, die eine Alkoholvergiftung haben", sagte Fisher. Er ergänzte, dass diese Behandlung auch das Leben von kleinen Kindern retten könnte, die aus Versehen Alkohol getrunken haben. Die Methode ist zudem in der Anwendung einfach zu handhaben und benötigt keine aufwendigen Geräte.
Hoffnungen, dass man sich schnell ernüchtern könnte, wenn man einen Moment wie ein Hund hechelt, wollen die Forscher dämpfen. Das Verfahren sei umso effizienter, je höher der Alkoholgehalt im Blut sei, erklärten sie. Bei einer Vergiftung verdunstet mehr Alkohol als bei einem Schwips. Das widerspricht allerdings dem eigenen Versuchsaufbau, bei dem auch nur ein halbes Glas Wodka konsumiert wurde. Hier wurden die Probanden durch die Hyperventilation immerhin drei Mal so schnell nüchtern.
Quelle: Scientific Reports